Donnerstag, 23. Juli 2009

Klassische Nationalökonomie

Version vom 7. Januar 2010 unter Klassische Nationalökonomie

Die klassische Nationalökonomie oder '''klassische politische Ökonomie''' bezeichnet in der Geschichte der ökonomischen Analyse die Theorien und das Wirken der Klassiker der politischen Ökonomie. Paradigmatische Geltung erlangte für diese Periode der Theoriegeschichte der Wirtschaftswissenschaften das Werk von Adam Smith aus dem Jahre 1776 mit dem Titel: ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations''.

Karl Marx, dessen ökonomische Analyse in direkter Auseinandersetzung mit dieser Theorietradition entstanden ist, setzte den Beginn dieser Tradition mit William Petty an. Er grenzte „klassische politische Ökonomie“ ab zur „Vulgärökonomie“, womit er die Periode nach David Ricardo und Jean-Charles-Léonard Simonde de Sismondi bezeichnete.
„Um es ein für allemal zu bemerken, verstehe ich unter klassischer politischer Ökonomie alle Ökonomie seit W. Petty, die den innern Zusammenhang der bürgerlichen Produktionsverhältnisse erforscht im Gegensatz zur Vulgärökonomie, die sich nur innerhalb des scheinbaren Zusammenhangs herumtreibt, für eine plausible Verständlichmachung der sozusagen gröbsten Phänomene und den bürgerlichen Hausbedarf das von der wissenschaftlichen Ökonomie längst gelieferte Material stets von neuem wiederkaut, im übrigen aber sich darauf beschränkt, die banalen und selbstgefälligen Vorstellungen der bürgerlichen Produktionsagenten von ihrer eignen besten Welt zu systematisieren, pedantisieren und als ewige Wahrheiten zu proklamieren."
[Karl Marx: ''Das Kapital.'' MEW 23:95, Anm. 32]

Keynes dagegen verstand unter „klassisch“, was bei ihm nun einen abwertenden Akzent bekam, so gut wie alle seine Vorgänger in der ökonomischen Analyse. Er nennt beispielhaft John Stewart Mill, Alfred Marshall und Arthur Cecil Pigou. (John Maynard Keynes: ''The General Theory of Employment, Interest and Money.'' Chapter I, Fußnote 1.)

Joseph A. Schumpeter bezieht in seiner ''Geschichte der ökonomischen Analyse'' „klassisch“ 1. ähnlich wie Marx auf die Periode von Adam Smith bis John Stuart Mill, 2. wie Keynes auf die Theoretiker vor Keynes. 3. jedoch nennt er eine „klassischen Situation“, wenn nach einer langen Zeit voll Kontroversen eine grundsätzliche Übereinstimmung erzielt wird und die vorhergegangene schöpferische Phase der Theoriebildung konsolidiert wird. (Joseph A. Schumpeter, (Elizabeth B. Schumpeter, Hg.): ''Geschichte der ökonomischen Analyse.'' Erster Teilband. Vandenhoeck Ruprecht Göttingen 1965. S. 89f, Anm. der Herausgeberin.)

Erst Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts wird die klassische Ökonomie als vorherrschende Lehre von neueren Strömungen – Historische Schule der Nationalökonomie, Neoklassik, Österreichische Schule, Keynesianismus – abgelöst. Schumpeter setzt für den Traditionsbruch das Jahr 1870 an, das mit einem Niedergang des Liberalismus verbunden war. Die daran anschließende Revolution in der ökonomischen Analyse führte zu einer neuen „klassischen Situation“, einem neuen Paradigma. (Joseph A. Schumpeter, Elizabeth B. Schumpeter, Hg.: ''Geschichte der ökonomischen Analyse.'' Zweiter Teilband. Vandenhoeck Ruprecht Göttingen 1965. S. 929)

Das Erkenntnisprogramm der klassischen Ökonomie lässt sich nach Hans Albert wie folgt charakterisieren:
1. durch die Annahme sozialer Gesetzmäßigkeiten
2. soziale Tatsachen können durch das Zusammenwirken von individuellen Handlungen und deren Situationsbedingungen erklärt werden
3. wesentliche Handlungsbedingung ist die Knappheit der Mittel zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse
4. das Selbstinteresse ist wichtige Orientierungsbasis für rationales Handeln
5. das Handeln wird mitbestimmt durch das institutionelle Umfeld.

[Hans Albert: ''Die Idee rationaler Praxis und die ökonomische Tradition'']

Für die klassischen Ökonomen stand das langfristige Wachstum einer Volkswirtschaft im Mittelpunkt des theoretischen Interesses. (Ernesto Screpanti, Stefano Zamagni: ''An Outline of the History of Economic Thought.'' Oxford 1993. S. 147)

Hingegen geht es der neoklassischen Ökonomie (Peter D. Groenewegen: ''A soaring eagle: Alfred Marshall, 1842-1924.'' Cheltenham Northampton 1995. S. 1) um die Allokation von Ressourcen in einer gegebenen Situation. Dieses Problem des optimalen Mitteleinsatzes wurde nunmehr vorwiegend auf der mikroökonomischen Ebene betrachtet, wobei eine Substitution der Produktionsfaktoren als möglich angesehen wurde. (Jochen Nielen: ''Das Leitbild des Laisser-faire in der Politischen Ökonomie von Smith bis Keynes, dargestellt anhand der Hauptwerke von Smith, Malthus, Ricardo, Mill, Marshall und Keynes.'' Diss. Bonn 2000. S. 163) Die Erkenntnisse der neoklassischen Theorie wurden zum ersten Mal von Alfred Marshall zusammengefasst.(Joseph A. Schumpeter: ''History of Economic Analysis.'' Oxford New York 1954. S. 833)

* Bertram Schefold: ''Reflections on the Past and Current State of the History of Economic Thought in Germany'', in: ''The Future of the History of Economics.'' ed. by E. Roy Weintraub. History of Political Economy, Annual Supplement to vol. 34. Durham and London: Duke University Press 2002, pp. 125-136 (2002)
* Heinz D. Kurz: RICARDIAN VICE
* ''The History of Economic Thought Website'', The New School of Social Research. 6 Feb. 2006

Sonntag, 12. Juli 2009

Was ist am Positivismus positiv?

Wissenschaft lebt aber von beiderlei Prinzip. Wie aber Marx wieder hegelianisiert, so wurde mit Popper Feyerabend gemacht.

fact-believers vs. believers in theoretical argument, bzw. Priester und Narren
(Kolakowski 1984a:276).

Das Problem ist jeweils, für jede anstehende Frage das optimale Produktmix zu finden. Der Fehler einzelner Philosophien wird Philosophie schlechthin angelastet und gebiert den Aufstand der impliziten Philosophen gegen die expliziten. Die explizite setzt sich aber erhobenen Hauptes offen der Kritik aus und ist dieses Vorgehens wegen umso höher zu schätzen.

Wie auch Feyerabend (1963a; 1976a:61) nicht ermüdete herauszustellen, besteht zwischen der Proliferation von Theorien ("spekulativem" Denken) und empirischer Methode nicht nur kein Gegensatz, sondern: Gute Empirie setzt alternative Theorien voraus, weil nur durch diese Tatsachen überhaupt erst feststellbar werden. Es besteht demnach überhaupt kein Grund zu Angst vor Metaphysik.

Es soll die Angst vor der Metaphysik genommen werden: "Aus Angst vor der Metaphysik (die Angst ist nur zu berechtigt, solange man nicht über ein brauchbares Abgrenzungskriterium verfügt) klammert sich der (induktivistisch orientierte) Empirist möglichst fest an die unmittelbaren Daten der Erfahrung." (Popper 1994b:288) Angst geht mit niedriger Ambiguitätstoleranz einher, und diese mit Dogmatismus und Konformismus.

Ist Abgrenzung jedoch eine rationale Strategie, Angst zu reduzieren?

Wie die Hegel-Phobie zeigt, verstärkt sie nur letztere.

Der Streit zwischen Positivisten und Metaphysikern dreht sich nur vordergründig darum, was als "Positivismus" gelten kann. Als Problem steht im Hintergrund die gute alte Frage:

In welchem Verhältnis stehen Philosophie und empirische Wissenschaft zueinander?

Positivismus tritt nämlich an, Wissenschaft vor den ewigen Abgründen und endlosen Irrwegen der Metaphysik zu retten. Er ist immerzu pro-wissenschaftlich, anti-metaphysisch. Auf dem Weg zu seinem Ideal, der absolut gewissen wissenschaftlichen Wahrheit, wirft er mutig alles über Bord, was dabei hinderlich oder unbeweisbar erscheint.


 

"Der Primat der Gewissheit hat zum Erkenntnisverzicht geführt," sagt Albert (1972c:351), allerdings in einem anderen Zusammenhang.


 

Der Metaphysiker hingegen versteht sich als ein Selbstdenker, welchem nicht einmal Wissenschaft sakrosankt ist. Von der Warte des Selbstdenkers aus ist Wissenschaft genauso seinem systematisierenden Denken unterworfen wie alles andere. Und darin sieht er kein Entkommen! Denn auch ein Anti-Metaphysiker treibt Metaphysik in diesem nämlichen Sinne, sobald er nur sein Selbstdenken ausspricht. Da dieser aber oft expliziten Stellungnahmen vermeidet oder dieselben schlichtweg verweigert, erscheint der Positivist dem Metaphysiker notgedrungen als sturer Denkverbieter.

Hierzu abschließend noch ein paar Thesen:

  • Philosophieren ist unvermeidlich.
  • Zu sagen, was "Wissenschaft" sei, ist nicht mehr (empirisch-) wissenschaftlich (Popper 1994b:385).
  • Wenn wir durch die Methode der kritischen Prüfung Erkenntnisfortschritt erzielen möchten, müssen wir auch unsere philosophischen Voraussetzungen explizit und systematisch aufstellen.
  • Erkenntnisfortschritt setzt ein dialektisches Verhältnis zwischen Philosophie und Einzelwissenschaften im Sinne wechselseitiger Kritik voraus.
  • Dazu gehört vor allem auch eine Methode des kritischen Vergleichs von Theorien, die gemäß divergierenden Metatheorien entworfen wurden.
  • Es verfügt keine bestimmte Metatheorie über ein dauerhaftes bzw. unwiderrufliches Privileg, als letzte Wahrheitsinstanz aufzutreten.


 

== Literaturverzeichnis==

Leszek Kolakowski, Der Mensch ohne Alternative. Von der Möglichkeit und Unmöglichkeit, Marxist zu sein, 6. Aufl. München Zürich 1984

Paul K. Feyerabend, How to Be a good Empiricist, in: Philosophy of Science, The Delaware Seminar, vol. II, 1963

Hans Albert, Konstruktion und Kritik. Aufsätze zur Philosophie des kritischen Rationalismus, Hamburg 1972

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Positivismus und Metaphysik - alternative Methodologien

"Der Nichtdenker, der doch gesunde Sinne und Gedächtnis hat, fasst den vor seinen Augen liegenden wirklichen Zustand der Dinge auf, und merkt sich ihn. Er bedarf nichts weiter, da er ja nur in der wirklichen Welt zu leben und seine Geschäfte zu treiben hat, und zu einem Nachdenken gleichsam auf Vorrat, und dessen er nicht unmittelbar zur Stelle bedürfte, sich gar nicht gereizt fühlt. Er geht mit seinen Gedanken über diesen wirklichen Zustand nie hinaus, und erdenkt nie einen andern; aber durch diese Gewohnheit, nur diesen zu denken, entsteht ihm allmählich, und ohne dass er sich dessen eigentlich bewusst wird, die Voraussetzung, dass nur dieser sei, und nur dieser sein könne. Die Begriffe und Sitten seines Volkes und seines Zeitalters scheinen ihm die einzig möglichen Begriffe und Sitten aller Völker und aller Zeitalter. Dieser verwundert sich gewiss nicht, dass alles nun gerade so sei, wie es ist, weil es nach ihm gar nicht anders sein kann; er erhebt gewiss nicht die Frage, wie es so geworden, da es nach ihm ja von Anbeginn so gewesen. Nötigt sich ihm ja eine Beschreibung anderer Völker und anderer Zeitalter auf, oder wohl gar ein philosophischer Entwurf, wie es nirgends gewesen, aber allenthalben hätte sein sollen, so trägt er immer die Bilder seiner Welt, von denen er sich nicht losreißen kann, hinein, sieht alles durch sie hindurch, und fasst nie den ganzen Sinn dessen, was ihm vorgetragen wird. Seine unheilbare Krankheit ist die, das zufällige für notwendig zu halten. Wer sich hingegen gewöhnt hat, nicht nur das wirklich vorhandene durch den Gedanken nachzubilden, sondern auch das mögliche durch denselben frei in sich zu erschaffen, findet sehr oft ganz andere Verbindungen und Verhältnisse der Dinge, als die gegebenen ebenso möglich wie diese, ja wohl noch weit möglicher, natürlicher, vernunftmässiger; er findet die gegebenen Verhältnisse nicht nur zufällig, sondern zuweilen gar wunderlich. Er also erhebt die Frage: wie und auf welche Weise ist doch alles so geworden wie es ist, da es ja auf die verschiedensten Arten anders sein konnte? Diese Frage beantwortet ihm die Geschichte der Vorzeit; wie denn alle gründliche Geschichte nichts anderes sein kann und soll, als eine genetische Beantwortung der Kausalfrage: auf welche Weise ist denn der gegenwärtige Zustand der Dinge entstanden, und aus welchen Gründen hat die Welt sich gerade so gebildet, wie wir sie vor uns finden?" (Fichte, Handelsstaat:95.)


 

Fichtes Unterscheidung von Denkern und Nichtdenkern erinnert an diejenige der US-Soziologie zwischen locals und cosmopolitans.

"Darum ist die Luft so voll von Lebenstheorien und Weltanschauungen, und darum wirken sie hierzulande so anmaßend, weil sie am Ende fast stets der Sanktion irgendeiner ganz nichtssagenden Privatsituation gelten." (Benjamin 1955a:33)


 

In ähnlicher Weise hatte schon Fichte einen vergleichbaren Unterschied festgestellt zwischen Denkern und Nichtdenkern, welcher typologisch dem zwischen Analytikern und lokalen Konservativen, den geborenen Vertretern einer kurzsichtigen, bornierten Kirchturmpolitik, verwandt ist. In unseren Tagen hat sich dergleichen naturwüchsige Verdinglichung des borniert lokalen Gesichtskreises zur Ideologie des technischen Fortschritts und des Globalismus modernisiert - die bewusstlos positivistische Überschätzung anscheinend auf der Hand liegender Erfahrung zu einem Fundament der Weltanschauung ist offenkundig.

Nicht der geringste Reiz des Positivismus ist schon immer seine Denkökonomie. Sie erspart Umwege. Jeder kommt gleich zur Sache, da ja diese ihm nur zu handgreiflich vor Augen liegt. Es braucht nicht reflektiert zu werden, unter welchen Voraussetzungen des Denkens und mit welchen Gründen andere dahin oder sonst wo gekommen sein mögen. Philosophische Prämissen verschwinden aber nicht schon dadurch, dass man von ihnen nicht spricht.

"Historians and scientists can avoid philosophy books, but less easily the philosophical assumptions in science textbooks, and not at all their own assumptions." (Blackmore 1983a:19)

"... any discussion of the laws of nature with no reference to metaphysics is a plain waste of time." (Agassi 1993a:13)

Damit verfügt das positivistische Prinzip über einen ebenbürtigen Gegenspieler in der Tendenz zur spekulativen Konstruktion und Proliferation theoretischer Systeme.

"Proliferation means that there is no need to suppress even the most outlandish product of the human brain. Everyone may follow his inclinations and science, conceived as a critical enterprise, will profit from such an activitity. Tenacity: this means that one is encouraged not just to follow one's inclinations, but to develop them further, to raise them, with the help of criticism (which involves a comparison with the existing alternatives) to a higher level of articulation and thereby to raise their defence to a higher level of consciousness." (Feyerabend 1970a:210)

Wenn der Geist auf "Abenteuer des Gedankens" (Hegel 1930b:4) auszieht, so ist aber immer noch das redliche Streben nach gehaltvollem Inhalt von einem sich hinter barocken Gedankengängen und Verschrobenheit des Ausdrucks verbergenden Betrug am Publikum zu unterscheiden.

"When social theorists affirm the existence of certain eternal limits in the social universe, they are creating real limits, but only on their own intellectual creativity." (Gouldner 1971a:417)

Noch Ferdinand Lassalle, Festrede: Die Philosophie Fichtes, S. 24; zit. nach Lask (1914a:268) feierte die Deutschen:

"Dem metaphysischen Volke die metaphysische Aufgabe!"

Wenn die Deutschen das metaphysische Volk gewesen waren, kann man nicht sagen, dass sie dadurch gescheiter worden wären. Begründet (nach dem Vorbild des Aristoteles) wurde diese deutsche Tradition vor allem durch Kant mit seinem großartigen Projekt einer wissenschaftlichen Metaphysik, die auf einer Tafel von Kategorien fußt, die elementar, von Erfahrung rein, verstandesmäßig und vollständig sein sollte (Heinrichs 1986a:2f).

) "Dieses ist nun die Verzeichnung aller ursprünglich reinen Begriffe der Synthesis, die der Verstand a priori in sich enthält, und um deren willen er auch nur ein reiner Verstand ist; indem er durch sie allein etwas bei dem Mannigfaltigen der Anschauung verstehen, d.i. ein Objekt derselben denken kann. Diese Einteilung ist systematisch aus einem gemeinschaftlichen Prinzip, nämlich dem Vermögen zu urteilen (welches eben so viel ist, als das Vermögen zu denken), erzeugt, und nicht rhapsodistisch, aus einer auf gut Glück unternommenen Aufsuchung reiner Begriffe entstanden, von deren Vollzähligkeit man niemals gewiss sein kann, da sie nur durch Induktion geschlossen wird, ohne zu gedenken, dass man noch auf die letztere Art niemals einsieht, warum denn gerade diese und nicht andre Begriffe dem reinen Verstande beiwohnen. Es war ein eines scharfsinnigen Mannes würdiger Anschlag des Aristoteles, diese Grundbegriffe aufzusuchen. Da er aber kein Principium hatte, so raffte er sie auf, wie sie ihm aufstießen, und trieb deren zuerst zehn auf, die er Kategorien (Prädikamente) nannte. In der Folge glaubte er noch ihrer fünfe aufgefunden zu haben, die er unter dem Namen der Postprädikamente hinzufügte. Allein seine Tafel blieb noch immer mangelhaft. Außerdem finden sich auch einige Modi der reinen Sinnlichkeit darunter (quando, ubi, situs, im gleichen prius, simul), auch ein empirischer (motus), die in dieses Stammregister des Verstandes gar nicht gehören, oder es sind auch die abgeleiteten Begriffe mit unter die Urbegriffe gezählt (actio, passio), und an einigen der letztern fehlt es gänzlich." (Kant KdV:150ff.)

Das heißt: Wissenschaftliche Philosophie kann nicht anders denn systematisch verfasst sein.

"Ein Philosophieren ohne System kann nichts Wissenschaftliches sein ..." (Hegel 1930b:47)


 

Wozu benötigt man Ontologie?

Uralte Tendenzen des Philosophierens finden sich heute auch auf dem Gebiete der Künstlichen Intelligenz wieder. Eine Ontologie, spätestens seit Aristoteles die Untersuchung der gemeinsamen Prinzipien und Strukturen von Realität überhaupt (Höffe 1981b:78), dient dabei einem anderen Zweck als eine Wissensbasis: Eine bestimmten kommunikativen Leistungen zugrunde liegende Ontologie umreißt eine Terminologie bzw. ein Vokabular, um über ein bestimmtes Gebiet sprechen zu können. Eine Wissensbasis soll Fragen beantworten bzw. Probleme eines bestimmten Gebietes lösen helfen. Gruber macht in diesem Zusammenhang entsprechende "principles for the design of ontologies used for a knowledge sharing" geltend.

) "1. Clarity: An ontology should effectively communicate the intended meaning of defined terms. Definitions should be objective. While the motivation for defining a concept might arise from social situations or computational requirements, the definition should be independent of social or computational context. Formalism is a means to this end. When a definition can be stated in logical axioms, it should be. Where possible, a complete definition (a predicate defined by necessary and sufficient conditions) is preferred over a partial definition (defined by only necessary or sufficient conditions). All definitions should be documented with natural language.
2. Coherence: An ontology should be coherent: that is, it should sanction inferences that are consistent with the definitions. At the least, the defining axioms should be logically consistent. Coherence should also apply to the concepts that are defined informally, such as those described in natural language documentation and examples. If a sentence that can be inferred from the axioms contradicts a definition or example given informally, then the ontology is incoherent.
3. Extendibility: An ontology should be designed to anticipate the uses of the shared vocabulary. It should offer a conceptual foundation for a range of anticipated tasks, and the representation should be crafted so that one can extend and specialize the ontology monotonically. In other words, one should be able to define new terms for special uses based on the existing vocabulary, in a way that does not require the revision of the existing definitions.
4. Minimal encoding bias: The conceptualization should be specified at the knowledge level without depending on a particular symbol-level encoding. An encoding bias results when a representation choices are made purely for the convenience of notation or implementation. Encoding bias should be minimized, because knowledge-sharing agents may be implemented in different representation systems and styles of representation.
5. Minimal ontological commitment: An ontology should require the minimal ontological commitment sufficient to support the intended knowledge sharing activities. An ontology should make as few claims as possible about the world being modeled, allowing the parties committed to the ontology freedom to specialize and instantiate the ontology as needed. Since ontological commitment is based on consistent use of vocabulary, ontological commitment can be minimized by specifying the weakest theory (allowing the most models) and defining only those terms that are essential to the communication of knowledge consistent with that theory."
(Gruber 1993a)


 

Zwischen diesen Zielen gibt es beim Design einer Ontologie (deren Ausgestaltung grundsätzlich von dem Zweck der ganzen Übung, d.h. dem knowledge sharing abhängt, nicht aber von den a priori-Vorstellungen einer absolut wahren Kosmologie) zuweilen einen trade off, - aber weitaus seltener, als man denkt.

Dabei ist Ontologisieren oft Analogisieren. Informatik kann aber auf diese Weise in der Anwendung der philosophischen Rede von Ontologie demonstrieren, wieviel an dieser klar und deutlich ist. Man kann die gesamte aristotelische Metaphysik, worin Popper (1992b:12f) in seinem jugendlichen Leichtsinn nur unfruchtbare Wortmacherei und trockenes Systematisieren gesehen hat, als ein derartiges Projekt lesen. Noch nicht einmal in der Metaphysik des von ihm selbst vertretenen Realismus fand Popper (1964a:85) einen Nutzen, außer dass sie vielleicht Intuitionen auf die Sprünge helfen könnte.

"Aber wir können die Dinge nur sehen, wie wir sie sehen, und kennen, wie wir sie kennen. Es ist sinnlos zu fragen, wie sich der unbesehene, nicht erkannte Gegenstand zu dem unserer Erfahrung verhält. So trägt die unserem Erkennen gegebene phänomenale Welt die Züge der Erfassungsweise und Begriffsbildung des erkennenden Subjektes. Zugleich muss man aber der Versuchung widerstehen, logische Schwierigkeiten und eine letztliche Undurchsichtigkeit durch die Annahme zu vermeiden, der Geist spinne die Welt aus sich heraus, oder mit einer anderen Wendung, die Begriffsbildung sei völlig konventionell und willkürlich." (Rickman 1974a:106)

Dass eine Ontologie eine notwendige Voraussetzung zum Aufbau einer sinnvollen theoretischen Kommunikation darstelle, kam ihm gar nicht in den Sinn. Hier wäre auch zu überdenken, ob Poppers und Alberts (1954a:43, Anm.45) häufig geübte Kritik an der Ontologisierung methodologischer Fragen (z.B. Kausalprinzip) in der geübten Schärfe jeweils berechtigt ist, oder nicht ebenfalls ein Schuss darstellt, der nach hinten losgegangen ist. Ockhams metaphysik-kritische Maxime ist gegen die vorschnelle Verdinglichung von Begriffen und von Sprache gerichtet sowie auf den Vorrang der Methode innerhalb von Wissenschaft (Imbach 1981a:238f). Wird aber alle Ontologie auf Methode reduziert, bleibt völlig unklar, worauf sich diese Regeln denn beziehen, ja über welches Universum überhaupt gesprochen wird. Und wir können gewisse Probleme überhaupt nicht mehr formulieren.

"We must beware of solving, or dissolving, factual problems linguistically; that is, by the all too simple method of refusing to talk about them." (Popper 1973a:294)


 

== Literaturverzeichnis==

Gruber 1993a: Thomas R. Gruber, Toward Principles for the Design of Ontologies Used für Knowledge Sharing, Technical Report KSL 93-04, Knowledge Systems Laboratory, Stanford University 1993

Gruber 1993b: Thomas R. Gruber, A Translation Approach to Portable Ontology Specifications, Technical Report KSL 92-71, Knowledge Systems Laboratory, Stanford University 1993

Walter Benjamin, Einbahnstraße, Berlin Frankfurt 1955 (zuerst: 1928)

John T. Blackmore, Philosophy as Part of Internal History of Science, Philosophy of the Social Sciences, 13, 1983, pp. 17-45

Paul K. Feyerabend, Consolations for the Specialist, in: Imre Lakatos, Alan Musgrave, Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge 1970 1970a, pp. 197-230

Emil Lask, Fichtes Idealismus und die Geschichte, Tübingen 1914 (zuerst: 1902)

Otfried Höffe, Aristoteles: in: Otfried Höffe, Klassiker der Philosophie, Erster Band: Von den Vorsokratikern bis David Hume, München 1981, S. 63ff

Karl R. Popper, Objective Knowledge. An Evolutionary Approach, Oxford 1973 (zuerst: 1972)

H. P. Rickman, Discours de la méthode, Zeitschrift für philosophische Forschung, 28, 1, 1974, S. 105-113

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Poppers gespanntes Verhältnis zur Philosophie

"... alle Menschen haben eine Philosophie, ob sie es wissen oder nicht." (Popper 1984a:XXV)

Trotz vorstehend zitierter Grundeinsicht - am liebsten paradiert Popper dennoch in dem Kittel des Wissenschaftlers, gerade auch und selbst wenn er philosophiert. So sind denn Positivisten samt und sonders verkappte Philosophen, die sich und der Welt gerne vormachen möchten, wenn sie dem Rest der Zunft die Wissenschaften als leuchtendes Vorbild hinstellen, sie trieben dabei Wissenschaft und nichts weniger als Philosophie. Doch nicht das, worüber man redet, tut man - nach dem eigenen Tun wird man zu recht benannt.

Nur zu häufig gefällt Poppers Philosophieren sich gerade darin, explizite Philosophie absichtsvoll zu umgehen. Nun ist Umgehen der geniale survival-Trick zum Auffinden der passenden ökologischen Nische.

"So it is with all ecological niches. They are potentialities and may be studied as such in an objective way, up to a point independently of the question of whether these potentialities will ever be actualized by any living organism." (Popper 1973a:117)


 

Dennoch stellt sich Umgehen nicht selten als Kurzschlusshandlung heraus. Wir erleben folglich nur zu oft, dass Popper nicht davor zurückschreckt, das Kind mit dem Badewasser auszuschütten. Dieses zeigt aber nicht ein bloß subjektiv bedingtes Fehlverhalten an, sondern wird systematisch hervorgerufen durch die Radikalität des von Popper frei nach Kant gewählten logisch-analytisch rigorosen Dualismus: entweder a oder non-a )! Demgegenüber scheinen kleinere oder größere Produktionsumwege sowie eine Dualismen aufweichende Herangehensweise mitunter doch tauglicher, den Wert des Endprodukts zu steigern.

"Science could not be demarcated by the demarcation of meaningful sentences. A broader theory was needed. But how broad? Popper sought to solve this problem by keeping his modifications and additions to that minimum necessary to solve his problems." (Wettersten 1992a:195)

Gegenüber dem deutschen Idealismus, so weit dieser über Kant hinausgegangen war, hat Popper zeitlebens eine Denkblockade davongetragen.

Für den Metaphysiker sind die Dinge und ihre Gedankenabbilder, die Begriffe, vereinzelte, eins nach dem andern und ohne das andre zu betrachtende, feste, starre, ein für allemal gegebne Gegenstände der Untersuchung. Er denkt in lauter unvermittelten Gegensätzen: seine Rede ist ja, ja, nein, nein, was darüber ist, ist vom Übel. Für ihn existiert ein Ding entweder, oder es existiert nicht: ein Ding kann ebenso wenig zugleich es selbst und ein andres sein. Positiv und negativ schließen einander absolut aus; Ursache und Wirkung stehen ebenso in starrem Gegensatz zueinander." (Engels, Anti-Dühring:31)


 

Dennoch muss er bezüglich der sozialphilosophischen Problemgeschichte in der Linie Kant-Hegel-Marx-Bernstein verortet werden. Dies macht Günther (1984a) deutlich. Leicht übersehen wird dies 1. durch Poppers Selbstinszenierung und 2. dadurch, dass Popper, etwa im Vergleich zur politischen Philosophie Hegels und Marxens, sich nur zu einem sachlich und historisch begrenzten Aspekt desselben Problemkreises äußert.

Poppers prekäres Verhältnis zu philosophischer Erkenntnis sticht unverkennbar hervor, auch wenn biographisch eine Entwicklung verzeichnet werden darf. Er räumt immerhin ein, dass Philosophen manchmal "echte Probleme" haben.

Popper (1984b:102) liefert eine Problemauflistung: Abgrenzung, Induktion, Realismus, Objektivität, Darwins Selektionstheorie, Welt 3 und Leib-Seele-Problem, etc.

Damit glaubt er vielleicht schon genug getan zu haben, um nicht als Positivist verschrien werden zu dürfen. Doch grenzt er "Wissenschaft" auf eine solche Weise ab, dass er sein eigenes Philosophieren bzw. das Geschäft des Methodologen als "unwissenschaftlich" bezeichnen muss.

Es soll jedoch Popper wahrlich nicht der Vorwurf gemacht werden, dass er seine Probleme aus der philosophischen Tradition bzw. aus der Schnittmenge zwischen Philosophie und Psychologie gewonnen habe.

Irgendwoher muss dem nüchternen Verstand das "Bedürfnis der Philosophie" (Hegel 1962a) ja kommen. Gewiss nicht - aber die antimetaphysische Maskerade, unter welcher er solches aufführt, provoziert den Ruf nach Demaskierung. Steht hinter Poppers (1973a:32f) polemischer Attitüde letztlich nur die Befürchtung, dass die akademische Philosophie die Berührung mit der Realität verlöre, wenn sie losgelöst von empirischer Wissenschaft arbeite. Gleichsam wie eine hinweisende oder operationale Definition für eine empirisch-wissenschaftliche Terminologie ein Entscheidungsverfahren für semantische Streitfragen gewährleiste, so stelle der Bezug auf Probleme der empirischen Wissenschaft den Sinn philosophischen Redens sicher - dies ist wohl unausgesprochen der empiristische Gedankengang hinter der Ablehnung eigenständig philosophischer Probleme. Dass dies kein zwingendes Argument darstellt, dürfte auf der Hand liegen.

So verschlägt es nicht, wenn Popper etwa, wie Albert dies im Folgenden formulierte, Philosophie eher für nicht sinnlos, sondern als ab und an heuristisch fruchtbar einschätzt:

"Die Wissenschaft schreitet weder durch Ableitung sicherer Wahrheiten aus evidenten Intuitionen mit Hilfe deduktiver Verfahren, noch durch Ableitung solcher Erkenntnisse aus evidenten Wahrnehmungen unter Verwendung induktiver Verfahren fort, sondern durch Spekulation und rationale Argumentation, durch Konstruktion und Kritik, und in beiden Hinsichten können metaphysische Konzeptionen Bedeutung gewinnen: durch Lieferung kontra-intuitiver und kontra-induktiver Ideen, um unsere Denk- und Wahrnehmungsgewohnheiten zu brechen und alternative Erklärungsmöglichkeiten für die realen Zusammenhänge zu skizzieren, von denen aus eine kritische Beleuchtung bisheriger Überzeugungen möglich ist." (Albert 1980a:47)

Dem Neoliberalen (Hayek) nutzt die Religion. Einem deutschen Genießer aber nützet zur Abendstund ein Glas Moselwein. Gibt es aber auch nur irgendetwas, was nicht irgendwann, irgendwo irgendjemand als heuristisch brauchbar erfunden hat?! Ja, nach dieser Argumentation ist gar nicht mehr einzusehen, was Popper und Albert überhaupt gegen G.W.F.'s Dialektik einzuwenden hatten. Gerade Widersprüche sind äußerst produktiv, meinte das nicht einstens auch ein verschmitzter (Beyer 1967a:72) Schwabe in Berlin?

"Dass Ich in Berlin bin, diese meine unmittelbare Gegenwart, ist vermittelt durch die gemachte Reise hierher, u. s. f." (Hegel 1930b:95)


 

Ist nicht jedes Wissen hervorgegangen aus einer Tradition des Unwissens, jede Wahrheit ein Produkt der Unwahrheit? Kann nicht auch eine Theorie dem nützen, der sie zwar nicht verstanden hat, jedoch fest daran glaubt? Sind nicht Glauben und Wissen so untrennbar miteinander verbunden, dass Placebos von Medikamenten zu unterscheiden nicht nur aussichtslos, sondern sogar sinnlos erscheinen muss?

Es geht Popper wie Albert um die Frage, wie wir Wahrheit erlangen können. Kann es da ausreichen, Philosophieren mit dem (heuristischen) Nutzen zu rechtfertigen? Wenn Albert (1969a:193) von einer "Einbruchstelle" der Philosophie in die Wissenschaft spricht, so verrät diese Redewendung aus der Schimmelreiter-Perspektive

Frei nach der gleichnamigen Novelle von Theodor Storm, die von einem dämonisch- preußisch pflichtbewussten Deichgrafen handelt, der das Volk gegen dessen eigenen Willen und Einsicht vor den Fluten der Nordsee zu retten suchte.


 

eine positivistische Reminiszenz an die vorgebliche Eigenständigkeit empirisch-wissenschaftlicher Erkenntnis. Wenn Wissenschaft keine geschlossene Anstalt ist, muss die Grenze zur Philosophie nach beiden Seiten osmotische Eigenschaften aufweisen. An dieser Grenze darf es keine gate-keeper geben, auch wenn diese sich mit dem Logo "kritisch-rational" schmücken sollten. Wenn Demokratie und Wissenschaft Wächter benötigen, dann im Sinne eines internen Kritikmechanismus, wie Agassi ihn vielleicht zu optimistisch in den underground leaders beschworen hat.

"guardians who are motivated by the love of freedom; they must be serious and sincere and honest. (...) The Cabalist tradition calls them the thirty-six righteous; they are anonymous and they keep the world going round." (Agassi 1993a:232)

Anti-Metaphysik ist bei Lichte besehen nichts anderes als Dogmatismus in der Philosophie.

"Hier gilt es nicht darum, die Idee der Philosophie emporzuheben, sondern die Winkelzüge aufzudecken, welche die Subjektivität, um der Philosophie zu entgehen, anwendet, sowie die Schwäche, für welche eine Beschränktheit ein sicherer Halt ist, teils für sich, teils in Rücksicht auf die Idee der Philosophie, die mit einer Subjektivität vergesellschaftet wird, anschaulich zu machen; denn wahre Energie jener Idee und Subjektivität sind unverträglich." (Hegel, Aufsätze:9)


 

Denn mit der Leugnung von Philosophie wird auch der Pluralismus an Alternativ-Philosophien ignoriert. Es regiert daher in diesem Falle stets unangefochten die eigentümliche implizite Philosophie des jeweiligen Anti-Metaphysikers. Ein kritischer Vergleich wird durch das Deklarieren der Sinnlosigkeit der Debatte eo ipso aus derselben ausgegrenzt. Das kritische Potential indessen des Positivismus liegt in der Zurückführung auf ganz bestimmte Arten von Prüfinstanzen (empirische Datenbasis, formale Logik und common sense), und zwar "gegen den Strich" der jeweiligen Vertreter theoretischer Spekulation. Dies kommt vor allem dann zum Tragen, wenn sich letztere die Hose mit der Zange anziehen, wie z. B. der Idealist, dem das "Ding an sich" zum unlösbaren Problem wird, oder beispielsweise Parsons, dessen Integrationsmodell von Gesellschaft keine Konflikte mehr zulässt (Mills 1963a:84ff). Stattdessen erlaubt sich der Positivist, umstandslos zur Sache zu kommen. Leider übersieht er in seiner Faktenverliebtheit darüber oft, dass sein eigentliches Geschäft genau darin zu bestehen hat, dieselben Fakten theoretisch zu erklären. Während der eine über lauter Spekulation nicht mehr auf den Boden der Fakten zurückfindet, gelingt es dem anderen nicht oder wagt er es nicht, sich in den Himmel des universellen Denkens aufzuschwingen.

Die dem Positivismus immanente Arroganz, jedwede Tradition erst einmal zu entwerten bzw. mit dem Verdacht zu belegen, nichts weiter als entarteter höherer metaphysischer Unsinn zu sein, läuft de facto darauf hinaus, Tradition nur noch ungewusst zu ertragen..

"... the impact of our philosophies upon our actions and our lives is often devastating. This makes it necessary to improve our philosophies by criticism." (Popper 1973a:33)

Das Problem ist jedoch, dass in solchen Fragen durch ein auch nur minimales Zugeständnis die Problemsituation überhaupt sich schlagartig qualitativ ändert. Hier gilt die Null-Promille-Grenze: Wenn ich auch nur eine metaphysische These zulasse, lasse ich Metaphysik überhaupt zu. In diesem Falle stellt sich dann die berechtigte Frage, warum ich bei einem Minimum stehen bleiben soll, oder ob es nicht sinnvoll im Sinne einer Zielsetzung maximaler Kritisierbarkeit ist, Metaphysik in Form von Systemen nicht nur zuzulassen, sondern zu fördern. Metaphysik ist dann sogar aus systematischen Gründen gefordert! Wir brauchen Philosophie, um die Probleme zu lösen, die wir ohne sie überhaupt nicht hätten.

== Literaturverzeichnis==

Karl R. Popper, Objective Knowledge. An Evolutionary Approach, Oxford 1973 (zuerst: 1972)

Ullrich L. Günther, Kritischer Rationalismus, Sozialdemokratie und politisches Handeln. Logische und psychologische Defizite einer kritizistischen Philosophie, Weinheim Basel 1984

Hans Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, in: Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf, Jürgen Habermas, Harald Pilot, Karl R. Popper, Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied Berlin 1969 , S, 193-234

Joseph Agassi, A Philosopher's Apprentice. In Karl Popper's Workshop, Amsterdam Atlanta, GA 1993

Ist Popper ein Positivist?

Diese Streitfrage geriet einstmals zum dernier cri eines Happenings, zur Spektakelfreude der Jugend veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (Dahms 1994a:267ff). Der so genannte "Streit" kann bis heute zum Lehrbuchbeispiel degenerierter Kommunikationsbeziehungen zwischen Wissenschaftlern dienen.

Selbst Albert, ein Philosoph, der ganz woanders herkam, hatte aus der Ferne noch kaum Unterschiede zwischen Popper und dem Wiener Kreis auszumachen vermocht. Albert (1996a:32) hat jedenfalls historisch recht damit, dass er seine eigene Emanzipation vom Positivismus auf Popper zurückführen darf. Man kann Albert (1980a: VII) ebenfalls einräumen, dass Popper nicht ein Positivist reinsten Wassers zu nennen ist, dass dieser sogar den Neopositivismus des Wiener Kreises angegriffen hat. In der Tat erwies sich das durch Poppers immanente Kritik demonstrierte Scheitern des logischen Positivismus wirksamer als die Kritik von außen, welche Horkheimer und Adorno so beharrlich wie ineffektiv vorgetragen haben (Dahms 1994a). Doch gerade sein immanentes Vorgehen musste den Eindruck erwecken, dass Popper einfach dazu gehörte, da er mit Positivisten die Sprache der Positivisten zu reden verstand - und andere Sprachen entweder minder gut beherrschte oder sie anscheinend nicht für wichtig hielt.

Die Einsicht, dass Fakten ohne Theorie nicht existieren, ist Positivisten schon per Definition verschlossen. Erst diese Einsicht - eine reife Frucht Platons sowie des deutschen Idealismus, die Popper (1994b:45) über Kant beziehen konnte - hatte seiner Kritik des logischen Positivismus die volle Durchschlagskraft verliehen.

(vgl. Rickert (1929a:VIIff), welcher gegen Fries ausdrücklich auf Kant sowie auf Goethes Farbenlehre verweist. "Wir sehen nur, was wir zu sehen erwarten." (Ulrich Clewing, Erwartungsgeschichte. "Die Kunst, Bilder zum Sprechen zu bringen":
Der Kunsthistoriker Ernst H. Gombrich wird heute 85 Jahre alt, TAZ Nr. 4277, S. 13 vom 30.03.1994) -)

So wirft Lakatos (1970a:176, Anm.1) den Sozialpsychologen vor, statistische Techniken als Theorie-Ersatz misszuverstehen und zu missbrauchen.

Von welcher Position aus, genau besehen, hat aber Popper (1984a) den Neopositivismus kritisiert?

"Wenn man liest, dass P. über den Konventionalismus und den Positivismus, ja sogar auch über den Empirismus meist scharf ablehnend spricht, während z.B. Kant nicht so ablehnend behandelt wird und sogar die Metaphysik noch ziemlich gut wegkommt, so könnte man bei flüchtigem Lesen vielleicht glauben, P. sei, wenn nicht gar Metaphysiker, so doch wohl Apriorist und Anti-Empirist. Seine sachlichen Darlegungen zeigen dagegen, dass er Empirist und Gegner des Apriorismus ist. Seine Auffassung kann auch als konventionalistisch und positivistisch bezeichnet werden, wenn man diese Wörter in einem weiten Sinne versteht, wie wir es im Wiener Kreis zuweilen tun, um sie dann auf uns selbst anzuwenden. Den Auffassungen des Wiener Kreises steht P. ganz besonders nahe. In seiner Darstellung erscheinen die Differenzen viel größer als sie tatsächlich sind." (Carnap 1935a:293); vgl. dazu auch Keuth (1998b), Kraft (1950a).


 

Russell, Schlick, Frank, Carnap, Reichenbach. Wittgensteins "Tractatus Logico-Philosophicus" wird gemeinhin als die Bibel des logischen Positivismus betrachtet. "Popper never belonged to the Vienna Circle, never took part in its meetings, and yet cannot be thought of as outside it." (Kraft 1974a:185)


 

In seinem Exposee von 1933 sagt Popper (1994b) selbst, dass sein Buch durch Problemstellung und Methode dem modernen Positivismus nahe stünde und sich gerade deswegen mit diesem am kritischsten auseinandersetze, indem es den "Grundwiderspruch des Positivismus" aufzuweisen unternehme. Dieser bestehe darin, dass die positivistische Deutung dem tatsächlichen Verfahren der Wissenschaft widerspreche. Der strenge Positivismus deutet nämlich ein Naturgesetz lediglich als einen zusammenfassenden Bericht über einzelne Tatsachen (1994b:48). Wissenschaft erstrebe indessen theoretische Erklärungen, und die sind ohne Naturgesetze und Theorien nicht zu haben.

"Als radikal empiristisch kann man den strenge Positivismus deshalb bezeichnen, weil er nicht nur die empiristische Grundthese programmatisch voll anerkennt, sondern sogar noch weiter geht: Er lehrt nicht nur, dass allein Erfahrung über die Wahrheit und Falschheit eines Satzes entscheidet, sondern er behauptet (die charakteristische Behauptung jeder Form des Positivismus) dass alle Wissenschaftlich zulässigen (alle 'legitimen') Sätze, jede empirisch-wissenschaftliche Erkenntnis sich restlos auf Erfahrungen (auf Wahrnehmungserlebnisse) zurückführen lassen muss." (Popper 1994b:44)

Man kann fast sagen, Popper steht in dieser Hinsicht Hegels Position näher als der des Neopositivismus.

"Die oberflächliche Ansicht der philosophischen Streitigkeiten lässt nur die Differenzen der Systeme erblicken, aber schon die alte Regel
»contra negantes principia non est disputandum« gibt zu erkennen, dass, wenn philosophische Systeme miteinander streiten - ein anderes ist es freilich, wenn Philosophie mit UnPhilosophie streitet -, Einigkeit in den Prinzipien vorhanden ist, welche, über allen Erfolg und Schicksal erhaben, sich nicht aus dem, worüber gestritten wird, erkennen lassen und dem Gaffen entgehen, welches immer das Gegenteil von dem erblickt, was vor seinen Augen vorgeht." (Hegel, Aufsätze:59)


 

Zur Abhängigkeit der Wahrnehmungsskalierung einer wahrnehmenden Person von ihren Werthaltungen siehe Secord, Backman (1964a)


 

Die Differenzen innerhalb des Paradigmas, woran man sich orientiert, werden gerne größer dargestellt, als sie tatsächlich sind. Innerhalb gegnerischer Paradigmata werden sie hingegen vergleichsweise nivelliert oder verschwinden gar völlig aus dem Blickfeld.

"Wir können dieses uferlose Diskutieren zwischen metaphysischen Gegnern, die Möglichkeit, gegen jede These dauernd eine Antithese zu konstruieren und gegen diese wieder eine Replik, geradezu als Kennzeichen des metaphysischen Charakters einer Behauptung ansehen: Das Auftreten einer solchen Antinomie ist für uns kein Motiv, die Antinomie aufzulösen (wie noch Kant versuchte), sondern ein Motiv, die ganze Fragestellung als metaphysisch zurückzuweisen ..." (Popper 1994b:387)

Eben somit kleben aber Poppers "Logik der Forschung" (1984a) immer noch etliche positivistische - d.h. antimetaphysische - Eierschalen an den Ohren; wie denn so oft innerhalb einer Problemtradition, wenn bestimmte Annahmen kritisiert werden, unweigerlich dagegen andere Annahmen als Hintergrundwissen ungeprüft stehen bleiben und solchermaßen unbewusst mitübernommen werden.

"Wie die erste Kritik jeder Wissenschaft notwendig in Voraussetzungen der Wissenschaft, die sie bekämpft, befangen ist, ..." (Marx, Engels, Die heilige Familie, MEW 2:5) .


 

Lakatos (1970a:106) erörtert derlei Fragen, Popper nachfolgend, unter der Rubrik "background knowledge". Hintergrundwissen ist 1. unvermeidlich; 2. jedoch ist die Voraussetzung seiner Wahrheit im jeweiligen Diskussionszusammenhang im Grunde nichts weiter als Konvention. Denn es ist generell unserer eigenen Entscheidung anheimgestellt, was und wie viel an Tradition wir jeweils als wahre Voraussetzungen einsetzen möchten und was nicht. Besonders problematisch wird dergleichen Hintergrundwissen allerdings, falls es implizit zur Begründung von Thesen herangezogen wird, zu denen es offensichtlich inkompatibel ist, hätte man es nur sorgfältig expliziert.

In den meisten Fällen wird das Urteil Dritter um einiges objektiver auszufallen als die eigene Selbstdarstellung.

Den Nagel auf den Kopf trifft Wettersten: "... just as positivists may have trouble understanding Popper because of the degree to which he has rejected positivism, followers of Popper tend to neglect the lasting influence of positivism on his own thought and how slow the process out of this perspective was." (1992a:176, Anm.15)


 

Popper steht in der Problemtradition des Wiener Kreises sowie in derjenigen der Erkenntnistheorie und Psychologie der Würzburger Schule (Wettersten 1992a). "Wissenschaft" ist nicht als Mitgliedschaft in einer bestimmten Schule von Gelehrten zu begreifen, die bloß Rätsel aus dem Vorrat eines bestimmten Paradigmas löst, sondern als eine Ortsbestimmung innerhalb der Traditionslinie einer dialektisch fortlaufenden Kritik eines bestimmten Ausgangsproblems. Nicht wozu man sich bekennt, sondern woran man sich kritisch beteiligt, muss man unter den methodologischen Gesichtspunkten des Fallibilismus zugeordnet werden.

So erfolgt Poppers Einordnung in die "Wiener Tradition" (in der Linie Platon – Frege – Russell - Neopositivismus) wissenschaftshistorisch wohl begründet. Der Kritische Rationalismus ist so betrachtet die liberalste positivistische Methodologie, die wir besitzen (Feyerabend 1976a:239).

Es sind indessen verschiedene Problemtraditionen historisch rekonstruierbar, und zwar immer im Ausgang von den Problemen, mit welchen Popper sich jeweils auseinandergesetzt hat: 1) Positivismus des Wiener Kreises, 2) die Psychologie im Ausgang von Kant über Külpe hin zur Würzburger Schule, 3) der Empirismus und Induktivismus, ausgehend von Bacon und Hume. Denn zu jedem Problemkreis, zu welchem Popper seine Kritik beigetragen hat, darf und muss er mit Fug und Recht in die entsprechende wissenschaftlichen Tradition eingeordnet werden.

== Literaturverzeichnis ==

Hans-Joachim Dahms, Positivismusstreit. Die Auseinandersetzung der Frankfurter Schule mit dem logischen Positivismus, dem amerikanischen Pragmatismus und dem kritischen Rationalismus, Frankfurt 1994

Hans Albert, Mein Umweg in die Soziologie, in: Fleck 1996a, S. 7-16

Hans Albert, Traktat über kritische Vernunft, Tübingen 4. verb. Aufl. 1980

Karl R. Popper, Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Aufgrund von Manuskripten aus den Jahren 1930-1933, Tübingen 2. verbess. Auflage 1994

Imre Lakatos, Falsification and the Methodology of Scientific Research Programmes, in: Imre Lakatos, Alan Musgrave, Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge 1970, S. 91-196

Karl R. Popper, Logik der Forschung, Tübingen 8. verb. u. verm. Aufl. 1984

Rudolf Carnap, Popper, Karl: Logik der Forschung, Erkenntnis, 5, 1935, S. 290f

Herbert Keuth, Einleitung, in: Herbert Keuth, Karl Popper. Logik der Forschung, Berlin 1998, S. 1-24

Viktor Kraft, Der Wiener Kreis, Wien 1950

Paul F. Secord, Carl W. Backman, Social psychology, New York St. Louis San Francisco London Mexico Sydney Toronto Tokyo 1964

John R. Wettersten, The Roots of Critical Rationalism, Amsterdam Atlanta, GA 1992

Paul K. Feyerabend, Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, Frankfurt 1976 (zuerst: 1975)

Dem Positivismus verwandt: Szientismus und Technokratismus

Der extensive, schlagwortartige Gebrauch des Positivismus-Begriffs hatte sich beim großen Publikum leicht durchgesetzt, nicht allein weil er schön platt ist, sondern auch deswegen, weil er in der an den offiziellen Vertretern der empirischen Sozialforschung erlebbaren Attitüde der Fetischisierung der Wissenschaftlichkeit ein fundamentum in re aufzuzeigen vermochte. Man nehme exemplarisch die mittlerweile schon zum Standardrepertoire der Massenmedien gehörende Demoskopie, einige der wenigen bemerkenswerten Fälle, wo universitäre und gar "soziologische" Information ggf. Marktwert zu erlangen vermochten.

Noch Mills (1963a:147) konnte leichterdings die Behauptung, dass ein Soziologe sich verkaufe, als unangebracht zurückweisen, "denn das kann nur der tun, der etwas zu verkaufen hat". Andererseits verursachen Datensammlung und -auswertung erhebliche Kosten, so dass schon durch die damit verbundenen "ökonomischen Sachzwänge" die Interessen derjenigen, die sich auf empirische Forschung verlegen möchten, sehr deutlich vorgegeben sind. Der erforderliche Apparat sowie der kostenmäßige Aufwand allein schon ergeben eine gewisse Affinität zu den sich an der Herrschaft befindlichen Bürokratien.

Der Weg zur "bürokratisch angewandten Soziologie"
(Mills 1963a:177) ist mit Dollars gepflastert.

"Social theory 'for its own sake', or 'pure' social theory, is always vulnerable and of challengeable legitimacy in a utilitarian culture. Insofar as 'theory' is regarded as the least practicable aspect of social science - that is, as 'mere' theory - the social science of a utilitarian culture always tends toward a theoryless empiricism, in which the conceptualization of problems is secondary and energies are instead given over to questions of measurement, research or experimental design, sampling or instrumentation. A conceptual vacuum is thus created, ready to be filled in by the common-sense concerns and practical interests of clients, sponsors, and research funders; in this way sociology is made useful to their interests." (Gouldner 1971a:82)

"To be 'bought' and to be 'paid for' are two different things - and this is a contradiction of the Welfare State not peculiar to its relations with sociologists." (Gouldner 1971a:439)

Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass längst auch in Deutschland die Soziologie den Schritt zur Professionalisierung und zu einer berufsständischen Organisation hinter sich gebracht hat und dadurch ein natürliches Interesse an der Vermarktung der eigenen Profession bezeugt (siehe dazu Alemann 1996a). Jede offene Kontroverse, die als eine öffentliche Bankrotterklärung der betreffenden Wissenschaft ausgelegt werden könnte, schadet dem Image (Baumgarten 1964a:519),
zumindest in den Kreisen der zahlungskräftigen Nachfrager, und ist daher im Interesse von marketing und public relations der Profession gefälligst zu unterlassen.

"(...) information-gathering systems or research methods always premise the existence and use of some system of social control." (Gouldner 1971a:50)


 

"Ein Mainzer Bürger muss für 3 Tage in Haft, weil er statistische Auskünfte nach dem Mikrozensusgesetz verweigert hat." (Trierischer Volksfreund 9.3.2001)

Im dialektischen Spannungsfeld von wissenschaftlicher Wahrheit und marketability des administrative research werden die positivistischen Rechtfertigungs-Slogans der "Geschäftsleute oder Werkkundigen der Gelehrsamkeit" (Kant XI:280) immer noch gerne für den multimedialen Wissenschafts-hype dankbar in Anspruch genommen, auch nachdem für deren philosophische Qualität kaum jemand mehr die Gewährleistung zu übernehmen bereit ist.

Der Stammvater des Wissenschafts-hype ist Bacon: "Not because of his philosophy of science and his theory of induction, but because he became the founder and prophet of a rationalist church - a kind of anti-church. The church was founded not on a rock but on the vision and the promise of a scientific and industrial society - a society based on man's mastery over nature. Bacon's promise is the promise of self-liberation of mankind through knowledge." (Popper 1994a:195f)

Schon die Aufklärung war ein Ende der Ideologien, das ist nach der wechselseitigen Abschlachtung der Gläubigen im Dreißigjährigen Krieg eine Ernüchterung über den Erkenntnis- und praktischen Wert von unterschiedlichen Theologien. Es wird heute leicht übersehen, dass die Einsichten, insbesondere aber die Selbstbescheidung der Philosophen in der Menschheitsgeschichte oft erst nach großen Blutopfern möglich wurden. Zu einer entsprechenden Interpretation der kantischen Philosophie siehe Delekat (1973a).

Positivismus verfährt so wie konservatives Denken generell: Es wird mehr gelebt denn theoretisch auf den Punkt gebracht, stellt es doch eine fundamentale Attitüde dar, die sich gegen vorgeblich spekulativ überzogenes Theoretisieren wendet.

Empirische Sozialforschung wird überhaupt gerne als ein treffliches Instrument zur Herbeiführung der ideologiefreien Endlösung gefeiert (Topitsch 1966a:48). Slogans wie "Ende der Ideologie", "Ende der Geschichte" (Fukuyama (1992a; vgl. auch Essbach 1995a, Schwengel 1999a),
"Ende der Moderne" bestechen als Phrasen dadurch, dass sie offenkundig absurd sind.


 

Schon die Aufklärung war ein Ende der Ideologien, das ist nach der wechselseitigen Abschlachtung der Gläubigen im Dreißigjährigen Krieg eine Ernüchterung über den Erkenntnis- und praktischen Wert von unterschiedlichen Theologien. Es wird heute leicht übersehen, dass die Einsichten, insbesondere aber die Selbstbescheidung der Philosophen in der Menschheitsgeschichte oft erst nach großen Blutopfern möglich wurden. Zu einer entsprechenden Interpretation der kantischen Philosophie siehe Delekat (1973a).


 

Wie soll man widerlegen, was derart mit seiner Falschheit hausieren geht? Was ist das für eine Gegenwart, die sich wesentlich als Vorbeisein einer Geschichte weiß? Die darob ihre eigene Geschichte zu machen, die von ihr zu gestaltende Zukunft verpennt! Der Liebhaber solcher Slogans beweist indes seine Fasziniertheit, indem er einen Sinn in diesem Unsinn zu erspüren hofft - verliehe ihm dies doch mindest die Aura des Eingeweihten. Was kommt nach der Postmoderne?

Der Terminus "Postmoderne" wurde laut Schwengel (1999a:51) zum ersten Male von Leslie A. Fiedler im Juni 1968 in einem Vortrag in Freiburg benutzt. Fiedlers Vortrag "Überquert die Grenze, schließt den Graben! Über die Postmoderne" erschien auf Deutsch erstmals in Welsch (1988a:57-74).


 

Ich schlage "Post-Postmoderne" vor.

"But, have postmodernists come through on their attempts to create a new and better emancipatory project. Have we seen a proliferation of radical new directions in science as a result of the tireless efforts of postmodernists to undo and redress the philosophical and political violence of the Enlightenment? Or, after developing a fin de siecle jingoism to replace Marxist radical banter, have postmodern theorists settled comfortably into the armchairs of the modernist theorists whom they set out to displace? Has orthodoxy replaced orthodoxy? Oppressor with oppresser? Arguably the answer is that nothing has changed." On the Postmodern Turning Away. A Special Issue of the Electronic Journal of Sociology.


 

Das Herbeiführen keimfrei gereinigter Vernunft oder einer "reinen" Erkenntnis ist ein utopistischer Spleen (Albert 1972c:351), wovor sich gerade Ideologie-Kritik als erste hüten sollte. Die Diagnose vom Ende der Ideologien (Waxman 1968a) zeugt eher von geistiger Inzucht der betreffenden Autoren. Wie kann Ende sein damit: das Geschehene zur aufgefassten, erzählten und verstandenen Geschichte zu machen und somit als in Raum und Zeit Geschichtetes (wobei Geschichtetes auch als ein in- und miteinander Verwobenes erzählt werden kann; siehe Burke (1999a)) nachzuerleben?!

Mit der Verkündung eines neuen Zeitalters, nämlich das der "Informationsgesellschaft", hat sich ein weiteres weites Problemfeld aufgetan und kommt heutzutage verstärkt zur Geltung: Das kulturelle Erbe - verwertbares Kapital im Zeitalter der Informationsgesellschaft? Europa ist für Schwengel (1999a:22) die Erste Union globaler Staaten, d.h. ein global exemplarischer Formwandel des Nationalstaats, ohne auf die stabilisierende Leistungen seines kulturellen Gedächtnisses verzichten zu müssen. Nun war Kultur aber noch nie auf politische Grenzen reduzierbar, auch nicht auf nationalstaatliche.

Man wird politische Identitäten nicht ändern können, ohne notgedrungen ebenfalls die Weisen der kulturellen Rückbesinnung wesentlich zu verändern. Themenkreis und Problematik spannen sich von der Internationalisierung von Wissenschaft, über nationale Kernkompetenzen zu den natürlichen Sprachen als Grenzen und kulturellen Sammelbecken sozialgeschichtlicher Erfahrungen bis hin zur Frage der economies of scale, wie sie die nationale Filmindustrie, Multimediaproduktionen sowie die Publikation, Archivierung und Retrodigitalisierung der literarischen Bestände eines bestimmten Staates betreffen.

== Literaturverzeichnis==

C. Wright Mills, Kritik der soziologischen Denkweise, Neuwied Berlin 1963

Alvin W. Gouldner, The Coming Crisis of Western Sociology, London 1971

Heine von Alemann, Brauchen wir eine charismatische Soziologie?, Sozialwissenschaften und Berufspraxis. Hg. vom Berufsverband Deutscher Soziologen e.V., Heft 2, Jg. 19, 1996, S. 135-140 <http://www.uni-koeln.de/kzfss/hvachari.htm>

Eduard Baumgarten, Max Weber. Werk und Person. Dokumente ausgewählt und kommentiert, Tübingen 1964

Friedrich Delekat, Immanuel Kant. Historisch-kritische Interpretation der Hauptschriften, Heidelberg 1963

Ernst Topitsch, Sozialphilosophie zwischen Ideologie und Wissenschaft, Neuwied Berlin 2. Aufl. 1966

Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte. Wo stehen wir?, München 1992

Funke 1974a

Wolfgang Eßbach, Ende und Wiederkehr intellektueller Vergangenheit. Fukuyama und Derrida über Marxismus, Vortrag zur Arbeitstagung "Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Politischen Soziologie" der Sektion 'Politische Soziologie' der DGS am 12./13. Oktober 1995 in Freiburg < http://www.soziologie.uni-freiburg.de/essbach/v-marxis.html >

Hermann Schwengel, Globalisierung mit europäischem Gesicht. Der Kampf um die politische Form der Zukunft, Berlin 1. Aufl. 1999

Wolfgang Welsch, (Hrg.), Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion, Weinheim 1988; vgl. dazu Helmut Böttiger, "Nachholend vorneweg. Zur Marbacher Ausstellung 'Protest! Literatur um 1968'"

Hans Albert, Konstruktion und Kritik. Aufsätze zur Philosophie des kritischen Rationalismus, Hamburg 1972

Chaim I. Waxman, The End of Ideology Debate. (Edited, with an Introduction), New York 1968

James Burke, Gutenbergs Irrtum und Einsteins Traum. Eine Zeitreise durch das Netzwerk menschlichen Wissens, München 1999

Was ist "Positivismus"?

Vorstehende Fragestellung ist natürlich. Indes unnatürlich - d.h. unter dem Gesichtspunkt popperscher Essentialismus-Kritik - betrachtet, ist jede "Was-ist-Frage (inkl. Poppers "Was ist Dialektik?", "Was ist empirische Wissenschaft?" als unverbesserlich "naiv" zu bezeichnen.

Wenn wir jedoch entscheiden möchten, ob zum Beispiel Popper ein "Positivist" genannt werden darf (bzw. was wir damit meinen, wenn wir das so tun), so bleibt uns nichts übrig, als zu klären zu versuchen:

Was kann und soll unter "Positivismus" verstanden werden?

Lupenreiner Positivismus ist gewiss der Physikalismus Neuraths (1931a:11). Er propagiert die Einheitswissenschaft auf dem Boden der Physik, welche nur Aussagen über raum-zeitliche Gebilde anerkenne. Metaphysische Aussagen seien im Gegensatz dazu als leer, sinnlos und völlig überflüssig und daher wie gedankliches Unkraut auszurotten.

"Jede Aussage, die sich nicht widerspruchslos der Gesamtheit der Gesetze einfügt, muss verschwinden; jede Aussage, die nicht auf Formulierungen, die sich auf 'Daten' beziehen, rückführbar ist, ist leer, ist Metaphysik." (Neurath 1931a:12)

Sichtlich positivistische Neigungen lässt Feuerbach erkennen, wenn er am 1. Juli 1867 an Bolin schrieb: "Sie sehen noch immer nicht ein, dass ich keine andere Philosophie habe als die unvermeidliche, die Philosophie, die man nicht aufgeben kann, ohne aufzuhören Mensch zu sein, dass aber mit dieser Philosophie die bisherige, Kant mit eingeschlossen, gar nichts gemein hat, dass die Basis derselben die Naturwissenschaft, dass diese allein Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für sich hat, während die Philosophie, wenigstens die allein diesen Namen sich anmassende, nur die Vergangenheit für sich hat und zu den praktischen labores oder vielmehr errores der Menschheit gehört."
(Feuerbach 1874a:191)


 

Es kehrt in der Philosophiegeschichte (zumindest der europäischen Neuzeit stets die Tatsache wieder, dass die philosophischen Neuerer die gegnerische, bekämpfte Philosophie als verschimmelte Metaphysik und nutzlose Scholastik hinstellen, die neue Philosophie jedoch als die Wissenschaft (und nichts als Wissenschaft!).

"Dasjenige, was vor diesem Zeitraum Metaphysik hieß, ist sozusagen mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden und aus der Reihe der Wissenschaften verschwunden." (Hegel, Wissenschaft der Logik:2) –


 

"Die hegelsche Dialektik hat also einerseits eine notwendige Beziehung zur Metaphysik und ist ihr anderseits wesentlich entgegengesetzt." (Sarlemijn 1971a:14)

"Positivism is a (rationalized) distaste for philosophy." (Agassi 1993a:17)

Erklärte Anti-Metaphysik ist sowohl eine Ausgrenzungs- als auch eine Verdrängungsstrategie: sie wird immer dann benötigt, wenn andere, neuere Götter installiert werden sollen.
Ins Auge fällt immer nur die fremde, nicht sowohl die eigene Metaphysik. Und wenn deren philosophischer Charakter endlich einmal bemerkt wird, dann handelt es sich eben nur um die "allerunvermeidlichste" Philosophie.

"In der Dogmengeschichte der Soziologie ist es seit St.-Simon und Comte die Regel, dass im Zeichen der Entzauberung der Welt ein Forscher seinen Vorgänger einen Metaphysiker schilt ..." (Adorno, Rede beim offiziellen Empfang im Heidelberger Schloss, in: Stammer 1965a:101)


 

Dies kann man aber getrost als positivistischen Trend ansehen, von welchem auch Marx und Engels keineswegs frei sind. Ja, die Frontlinien zwischen Metaphysik und Positivismus laufen wie so vieles so richtig quer durch den Marxismus. Marx (ÖPM) formuliert seine Kapitalismuskritik noch mit den begrifflichen Mitteln, die er von Hegel und Feuerbach hergenommen hat, wobei letzterer schon eine Wendung von der Theologie zur naturwissenschaftlich orientierten Anthropologie vollzogen hatte. Dabei ist jedoch eine naturwissenschaftlich aufgezäumte Philosophie so wenig eine Naturwissenschaft, wie eine als Logik aufgezäumte Philosophie oder Psychologie Logik darstellen.

Engels sieht die Aufgabe des modernen Materialismus darin, in der Geschichte der Menschheit die Bewegungsgesetze der Entwicklung zu entdecken, so wie bereits in der Naturwissenschaft durch Darwin geschehen: "In beiden Fällen ist er wesentlich dialektisch und braucht keine über den andern Wissenschaften stehende Philosophie mehr. Sobald an jede einzelne Wissenschaft die Forderung herantritt, über ihre Stellung im Gesamtzusammenhang der Dinge und der Kenntnis von den Dingen sich klar zu werden, ist jede besondre Wissenschaft vom Gesamtzusammenhang überflüssig. Was von der ganzen bisherigen Philosophie dann noch selbständig bestehen bleibt, ist die Lehre vom Denken und seinen Gesetzen - die formelle Logik und die Dialektik. Alles andre geht auf in die positive Wissenschaft von Natur und Geschichte." (Engels, Anti-Dühring:37). Vgl. Heintel (1984a:116) und Negt (1964a:10f) zur analogen Einstellung Comtes über die Rolle, die Philosophie von nun an ausgespielt habe. –


 

Für die Auseinandersetzung mit dem Marxismus muss daher als historische Tatsache berücksichtigt werden, dass die marxsche Theorie von Engels bis zu Kautsky und Lenin (mindestens bis zur Veröffentlichung der "Ökonomisch-philosophischen Manuskripte") von Marxisten wie von Marxismuskritikern wenn nicht in der hegelschen, dann überwiegend in dieser positivistischen Lesart abgehandelt wurde. Marxens Hegel-Kritik wurde dabei lediglich als eine "Umstülpung" im Sinne der Idealismus / Materialismus - Antinomie angesehen, wie sie Lenin (1947a) als die Grundsatzfrage der Philosophie exponiert hatte, was aber Marx auf Feuerbach reduziert. Diese Interpretation des historischen Materialismus als eine Stellungnahme im Hinblick auf das Verhältnis von "Real- und Idealfaktoren" findet sich im Anschluss an Mannheim noch bei Parsons (1965a:44). Die Fixierung auf diese Antinomie ist aber dem Verständnis der marxschen Gesellschaftsanalyse nicht nur hinderlich, sondern im Grunde sogar irrelevant (Giddens 1971a:xv).


 

Die Tendenz zum Positivismus kommt bei Engels (1970a) sehr deutlich zum Ausdruck und erreicht in Lenin (1947a) ihren erkenntnistheoretischen Höhepunkt, in welcher Formulierung er dann schließlich vom Sowjetmarxismus zur Sprachregelung und Richtlinie benutzt wurde (Giddens 1971a:xiv).

"Auflösung" der Philosophie" ist im Sprachgebrauch der Dialektik bekanntlich nicht dasselbe wie "Vernichtung" oder "Abschaffung". Marx verfuhr "auflösend" in derselben Weise, wie Feyerabend dies bei Galilei zu entdecken meinte.

"Gelehrter Brauch war es, die Autoritäten in Einklang zu bringen; er dagegen wählte Bruchstücke ihrer Argumente und Beschreibungen aus, um eine eigene neue Auffassung aufzubauen. Nennt man die erste Verwendung der Autoritäten bewahrend und die zweite auflösend, so kann man sagen, dass sich im 16. und 17. Jahrhundert die auflösende Verwendung von Autoritäten verbreitete." (Feyerabend 1976a:213, Anm.11)


 

"Abschaffen" will der Junghegelianer Bruno Bauer (Wettersten 1992a) und verlangt auch Popper (1984a:10), der allerdings an dieser Stelle vermutlich eher die Auffassung der Positivisten darstellt. Ähnlich forderte Neurath (1931a:60) kurzweg die Auflösung aller Sozialwissenschaften in die Physik: "Alles, was an Realwissenschaften gegeben ist, kann nur Physik sein." Poppers eigenes Streben ist weniger Vernichtung als vielmehr Abgrenzung. Der Wert des Ausgegrenzten bemisst sich für ihn allerdings an dessen Funktion für das Eingegrenzte. Denn was sich nicht ausgrenzen lässt, geht oft sehr schnell ans Eingemachte.

Während Popper und Albert, vom Positivismus ausgehend, Philosophie wiederentdeckt haben, gingen Feuerbach, Marx und Engels den nämlichen Weg, aber in der entgegengesetzten Richtung. Es lässt sich somit nicht übersehen, dass es sich beim Positivismus, wenn man seinen Begriff weiter fasst als eine fest umrissene Doktrin, um eine Tendenz handelt, die in wechselnden Gestalten aufzutreten vermag. In der universellen Form der Reduktion auf das Präzise und Nachprüfbare und der Minimierung von Zugeständnissen an Metaphysik und Philosophie überhaupt ist die positivistische Neigung in jegweder Wissenschaft in vielfachen Formen präsent.

"By 'metaphysics' he meant syntactically specifiable statements like 'all-some' statements and purely existential statements. No basic statements could conflict with them because of their logical forms." (Lakatos 1970a:183)

Diesen Wortgebrauch findet Kneale (1974a:206f) recht sonderbar. Denn etwa schon der Glaube an Hexen (Marwick 1970a) fiele dann unter "Metaphysik", was weder einen besonderen Sinn macht noch mit der herkömmlichen Begriffsgeschichte übereinkommt.

Der Titel "Metaphysik" findet sich nicht schon bei Aristoteles, obwohl dieser dafür als der Stammvater gilt, sondern zum 1. Male bei Nikolas v. Damaskus (2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.), ist aber vermutlich etliches älter (Aubenque 1961a:325, Anm.10).


 

Es geht also hier eigentlich nicht um den historisch bestimmbaren Positivismusbegriff (Auguste Comte oder Wiener Kreis, logischer Positivismus), sondern um jenen allgemeineren: "Positivismus" als ein Programm der Reduktion auf möglichst formallogische Rekonstruktion, verbunden mit minimalen explizit metaphysischen Annahmen.

"Dass wir Reflexion verleugnen, ist der Positivismus." (Habermas 1975a:9)

== Literaturverzeichnis ==

Otto Neurath, Empirische Soziologie. Der wissenschaftliche Gehalt der Geschichte und Nationalökonomie, Wien 1931

Ludwig Feuerbach's Briefwechsel und Nachlaß. 1850-1872, dargestellt von Karl Grün, Leipzig Heidelberg 1874

Andries Sarlemijn: Hegelsche Dialektik. 1971. ISBN 978-3-11-001839-4

Joseph Agassi, A Philosopher's Apprentice. In Karl Popper's Workshop, Amsterdam Atlanta, GA 1993

Otto Stammer, (Hrg.), Max Weber und die Soziologie heute, Tübingen 1965

Marx ÖPM: Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844), Ergänzungsband. Schriften. Manuskripte. Briefe bis 1844, Erster Teil, Berlin 1974 (1968)

Erich Heintel, Grundriß der Dialektik. Ein Beitrag zu fundamentalphilosophischen Bedeutung. Bd. 1: Zwischen Wissenschaftstheorie und Theologie, Darmstadt 1984

Oskar Negt, Strukturbeziehungen zwischen den Gesellschaftslehren Comtes und Hegels, Frankfurt 1964

W. I. Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus. Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie, Moskau 1947

Talcott Parsons, Wertgebundenheit und Objektivität, in: Otto Stammer, (Hrg.), Max Weber und die Soziologie heute, Tübingen 1965, S. 39-64

Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft ("Anti-Dühring"), Berlin 15. Aufl. 1970

Anthony Giddens, Capitalism and modern social theory. An analysis of the writings of Marx, Durkheim and Max Weber, Cambridge 1971

Paul K. Feyerabend, Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, Frankfurt 1976 (zuerst: 1975)

John R. Wettersten, The Roots of Critical Rationalism, Amsterdam Atlanta, GA 1992

Karl R. Popper, Logik der Forschung, Tübingen 8. verb. u. verm. Aufl. 1984

Imre Lakatos, Falsification and the Methodology of Scientific Research Programmes, in: Imre Lakatos, Alan Musgrave, Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge 1970, S. 91-196

William C. Kneale, The Demarcation of Science, in: Paul Arthur Schilpp, (ed.),The Philosophy of Karl Popper. Book I, La Salle, Ill. 1974

Max Marwick, (ed.), Witchcraft and Sorcery, 1970

Pierre Aubenque, Aristoteles und das Problem der Metaphysik, Zeitschrift für philosophische Forschung, 15, 3, 1961, S 321-333

Jürgen Habermas, Erkenntnis und Interesse. Mit einem neuen Nachwort, Frankfurt 3. Aufl. 1975

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Freitag, 10. Juli 2009

Von Positivisten und Metaphysikern

Die Aversion des empirischen Forschers gegen methodologische Diskussionen ist erst einmal menschlich verständlich: Noch selten ist durch methodologische Diskussion eine inhaltliche Einsicht erlangt worden! Es ist wahr: Wer eine methodologische Debatte anzettelt, hat noch schwerlich im selben Anlauf  auch schon eine inhaltliche Einsicht gewonnen. Gerade Ökonomen sperren sich oft gegen methodologische Reflexionen wie spielende Kinder vor dem Badewasser. Dies gilt insbesondere auch für Deutschland, wo mit einem perennierenden Methodenstreit die Tradition besteht, alternative gesellschaftspolitische Positionen in der Form methodologischer Divergenzen aneinander- und damit vielleicht auch irgendwann einmal aufzureiben. Ermüdung der Diskussionsgegner ist eine in der Politik oft angetroffene Strategie, Probleme klein zu kriegen. Es verhält sich also mit methodologischer Diskussion wie mit Geschäftsordnungs-Debatten in einer Gruppensitzung. Zugegeben, noch nie ist auf diese Weise direkt ein inhaltliches Ergebnis erreicht worden. Im Gegenteil geht die für das eine aufgewandte Zeit dem anderen scheinbar notwendig verloren. Dennoch wird kein komplizierteres Projekt ein brauchbares inhaltliches Ergebnis erzielen können, solange man sich nicht zuvor auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt hat. Insofern hängen Regeln und zu erlangende Erkenntnisresultate, wenn auch beide keineswegs identisch sind, unabdingbar voneinander ab.
 

"If you stay with me, things will get worse, I promise." (Agassi 1993a:228)


 

Konfusion ist der normale Zustand, bevor ein Problem vernünftig definiert worden ist. Probleme bilden aber den Motor der Wissenschaft. Denn es ist häufig besser, eine anständige Konfusion zu hinterlassen als eine Ordnung, die nicht trügt.

Sollte es nicht nur Wissenschaft, sondern auch Philosophie nicht aber um Wahrheit (Stegmüller 1968a) gehen, und zwar in einer ganz anderen Weise vielleicht als bei dem zuvor genannten rheinland-pfälzischen Exportschlager ?!

"Erfreut das Bier des Menschen Herz ebenso wie der Wein? Steht etwas vom Biere in der heiligen Schrift? Oder hat vielleicht wirklich schon der gelehrte, theologische Aberwitz der Neuzeit aus den Rippen Adams oder den Lenden Noahs den Gambrinus herausgeschnitten, den biblischen und christlichen Ursprung, natürlich vor Allem des Bieres par excellence, des bayrischen Bieres nachgewiesen?"
(Feuerbach, Zur Moralphilosophie, 1874a:284)

Bleibt zur Wahrheit von Philosophien lediglich zu sagen, dass man sie kritisch zu beurteilen habe (bis zu diesem Punkt geht Popper 1994a:190)?

Zu kritisieren ist nicht an Habermas sein Rekurs auf Hegel, sondern wie Habermas Hegel gelesen hat. Gemäß Habermas (1975a:12) habe Hegel mit seiner Kritik an Kant die Stellung zur Wissenschaft preisgegeben:

"Gegenüber einem absoluten Wissen muss wissenschaftliche Erkenntnis notwendig als borniert erscheinen; einzige Aufgabe bleibt dann die kritische Auflösung der Schranken positiven Wissens."

Damit macht Habermas nur offenkundig, dass er mit dem Hegelschen Wissenschaftsbegriff im Grunde nichts anzufangen weiß.

"Die philosophische, spekulative Kritik, die den Nachweis führt, dass jedes Unmittelbare, Positiv-Gegenständliche in sich vermittelt ist, zieht auch das Verhältnis zwischen Philosophie und Einzelwissenschaft in den dialektischen Vermittlungszusammenhang hinein." (Negt 1964a:17)


 

Das heißt, Habermas unterstellt Hegel wie schon Horkheimer u. Adorno (1998a:30) und viele andere vor und nach ihnen den voll platten Anspruch, seine eigene Philosophie als die absolut wahre zu behaupten:


 

"Indem er freilich das gewusste Resultat des gesamten Prozesses der Negation: die Totalität in System und Geschichte, schließlich doch zum Absoluten machte, verstieß er gegen das Verbot und verfiel selbst der Mythologie."


 

Meiner Auffassung nach ist aber, Hegel als das absolute Wissen zu lesen, selbst schon der ganze Mythos und Irrtum. Eine Philosophie ist nicht schon deswegen mit dem Anspruch auf rundherum absolute Wahrheit verbunden, weil in ihr der Begriff des Absoluten als Problem gestellt wird. Auch hier darf man die mögliche dogmatische Rezeptionsweise einer Philosophie nicht mit ihrem eigentlichen Gehalt verwechseln. Hegel (1930b:3)hoffte zwar von seiner Methode, dass sie als "die einzig wahrhafte, mit dem Inhalt identische" anerkannt werden möchte. Noch die meisten Autoren haben sich jedoch mit der Meinung schmeicheln müssen, dass ihr Buch vom gebildeten Publikum dereinst als der Quell der Wahrheit angenommen werden würde – vielleicht oft, so hart es klingt, ein psychisch notwendiger Selbstbetrug! Dies einzusehen, bringt uns jedoch kein Schrittchen in dem uns aufgegebenen Geschäft der Bewertung einer Philosophie weiter.

Das Problem des Absoluten führt weit in die Geschichte von Theologie und Philosophie zurück:

"Da schon die zeitgenössischen Kritiker von Descartes darauf hinwiesen, dass dieser Anselms Gottesbeweis wiederaufgegriffen hatte, wurde das für die gesamte Problemstellung der neuzeitlichen Philosophie grundlegende Problem des 'ontologischen' Arguments bewusst im Hinblick auf Anselm erörtert. So äußerte Leibniz die Absicht, Anselm zu verbessern. Doch da Descartes, Spinoza, Leibniz und die Wolff'sche Schulphilosophie das anselmianische Argument umgewandelt weitergegeben hatten, war, auch ohne dass Anselms Name fallen musste, Anselms Proslogion überall mitgegenwärtig, wo zwischen Kant, Fichte, Hegel und Schelling ein philosophischer Begriff des Absoluten entwickelt wurde."  (Flach 1981a:197)


 

Auch Popper (1994a:47) macht sich in der gewohnten Manier die Hegelkritik zu einfach: Für Hegel sei seine eigene Philosophie absolut wahr, alles andere genieße relative Wahrheit. Dass dies eine Diffamierung und keine sinnvolle Interpretation darstellt, lässt sich schon daraus entnehmen, dass Hegel (1962a) von einer einzigen, einheitlichen Philosophie ausgeht, an welcher jedes historisch eigentümlich bestimmte philosophische System durch seinen Begriff des Absoluten teilhabe.

Empirische Theorie sagt uns die Wahrheit über die Wirklichkeit. Philosophie aber kann uns erst sagen, was "Wahrheit" ist:

"Die innere Notwendigkeit, dass das Wissen Wissenschaft sei, liegt in seiner Natur, und die befriedigende Erklärung hierüber ist allein die Darstellung der Philosophie selbst." (Hegel 1988a:6)    


 

Popper folgte der Korrespondenztheorie der Wahrheit, nachdem Tarski (1956a) ihm dieselbe befriedigend expliziert habe.

"We can now say that what Tarski did was to discover that in order to speak about the correspondence between a statement S and a fact F, we need a language (a metalanguage) in which we can speak about the statement S and state the fact F." (Popper 1973a:316)


 

Popper war dies jedoch keine Explikation bzw. Definition, sondern die Rehabilitation einer hergebrachten Sprechweise. Indes: Besteht der Ausweg aus "Wortklauberei" lediglich in noch größerer Wortklauberei?!


 

"Wir nennen eine Aussage 'wahr', wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmt oder den Tatsachen entspricht oder wenn die Dinge so sind, wie die Aussage sie darstellt. Das ist der sogenannte absolute oder objektive Wahrheitsbegriff, den jeder von uns dauernd verwendet. Eines der wichtigsten Ergebnisse der modernen Logik besteht darin, dass sie diesen absoluten Wahrheitsbegriff mit durchschlagendem Erfolg rehabilitiert hat."  (Popper 1969b:117; vgl. 1973a:60; 1992b:460ff)


 

Dagegen wird traditionsgemäß und neuerdings gerade auch von Seiten des Pragmatismus immer wieder das sog. "Vergleichsargument" vorgetragen: es könne nicht gelingen, die Korrespondenz befriedigend zu formulieren (McDermid 1998a). Wenn man aber einmal voraussetzte, die Frage der empirischen Wahrheit sei zufriedenstellend gelöst, so wäre es vielleicht denkbar, dass man metaphysischen Systemen zumindest im derivativen Sinne eine Wahrheit zuspräche, eine Art von philosophischer Wahrheit, die sich evtl. rückbezieht auf die Wahrheit der empirischen Theorien, die aus ihnen zwar nicht logisch deduziert werden können, aber dazu in geistigen Verwandtschaftsbeziehungen stehen. Vielleicht kann die Rolle der Philosophie im Hinblick auf Wahrheit analog der von Definitionen, Terminologien, Modellen und Ontologien gesehen werden: Sie sind sprachliche Mittel, um wahre Aussagen zu formulieren, können aber selbst, an und für sich, nicht wahr sein. Ihre empirische Prüfung bzw. Kritik erfolgen indirekt, vermittelt über die empirischen Hypothesen, welche sie zu formulieren helfen, nach dem bewährten Motto: Mitgehangen, mitgefangen!

Nach Schumpeter (1987a:28) hingegen sind empirische Wissenschaft und Philosophie völlig unabhängig und getrennt voneinander, eine Position, die nicht nur neoklassische Ökonomen, sondern Theologen wie veritable Marxisten-Leninisten (Kopnin 1970:67) recht angenehm befunden haben.

"They mean not to defend science from metaphysics but to prevent science from conflicting with the speculations which are part-and-parcel of their religion (...) The positivism of most scientific positivists, then, is an aggressive pro-science anti-metaphysics attitude, whereas that of religious scientists is their way of separating science and religion so as to keep the peace between them. This clearly does not work, but at least it is not aggressive."(Agassi 1993a:25)

Demgegenüber ist Popper (1984a:XIX) zuzustimmen:

"... ich kann nichts Gutes an dem willkürlichen Vorschlag finden, das Wort 'Philosophie' so zu definieren, dass es einen Philosophen daran hindert, in seiner Eigenschaft als Philosoph auch nur einen bescheidenen Beitrag zu unserem Wissen von der Welt zu machen."


 

Die Kehrseite dieser Chance zur Kooperation zwischen Philosophie und Einzelwissenschaften besteht natürlich darin, dass damit umgekehrt den Einzelwissenschaftlern das Tor zur Kritik an Philosophen und Theologen sperrangelweit aufgestoßen wird. In dieser Problemsituation gründet auch Lenins (1947a) Kritik der Affinität des Positivismus zu reaktionärer, d.h. subjektiv-idealistischer Philosophie: Wer freiwillig, d.h. mit agnostischer Begründung auf mögliche wissenschaftliche Erkenntnis verzichtet, gibt die Bahn frei für irrationales Engagement. Popper und Albert sind über dieses Argument meist auch nicht viel weiter hinausgekommen.

« Il y a vingt ans, alors que je commençais l'étude systématique de l'épistémologie de Popper, j'étais encore marxiste. Au fur et à mesure que j'avançais dans la lecture, se découvraient des affinités avec l'oeuvre de Lénine. L'attaque sur le fond contre la ligne Berkeley-Mach. La revendication de la valeur objective de la science, c'est-à-dire de sa portée cognitive. L'idée que la réalité peut être sondée à l'infini (un point sur lequel Lénine insiste beaucoup) et, de là, que les théories scientifiques ne sont jamais conclusives. Et encore : la commune aversion pour le phénoménisme, tellement marquée chez Popper qu'elle le conduit à accepter pour sa propre philosophie la dénomination "d'essentialisme modifié". Non seulement la profession réalisme toujours plus appuyée. Enfin la forte revendication de la théorie de la "vérité comme correspondance" après le célèbre essai de Tarski et l'interprétation (discutable) que Popper en a donnée. » (Lucio Colletti, Lénine et Popper, http://perso.wanadoo.fr/denis.collin/lenine.htm)


 

Es blieb jedoch Horkheimer und Adorno überlassen, in demagogischer Manier eine politische Verbindung zwischen Positivismus und Faschismus zu behaupten. Der Vergeltungsschlag erfolgte mit Poppers "Open Society". Wen wundert's noch:
der Totalitarismusvorwurf als Kampfmittel philosophischer Schulen. Er ist auch heute noch so beliebt wie die Atmosphäre vergiftend, obwohl auch hier die zu häufige Benutzung zum Verschleiß geführt hat.

Das Problem wurde gestellt, ob es für die Aussagen der Philosophie ein Analogon zu der Wahrheit der Aussagen der empirischen Wissenschaft geben könne. In einem abgeschwächten Sinn wird man dies annehmen dürfen. Metaphysische und empirische Aussagensysteme stehen in einer dialektischen Beziehung wechselseitig möglicher Kritik zueinander. Man wird sagen können, dass ein bestimmtes philosophisches System der Wahrheit vergleichsweise zu konkurrierenden metaphysischen Systemen dann näher kommt, wenn es

1. in der größeren Übereinstimmung (d.h. Nichtwiderspruch) mit den am besten bewährten empirischen Theorien steht und deren Gehalt fruchtbar zu erweitern erlaubt;
2. in der größeren Nichtübereinstimmung mit konkurrierenden metaphysischen Systemen steht, die mit den unter (1) angeführten empirischen Theorien nicht übereinstimmen.


 

Übereinstimmung einer Metaphysik mit dem erreichten Stand der empirischen Wissenschaften reicht nicht aus und sagt allein genommen sehr wenig. In Richtung auf die Förderung des größtmöglichen Erkenntnisfortschritts kommt es auf die Proliferation von Metaphysik und empirischer Theorie an. Zu diesem Zwecke wäre die Nichtübereinstimmung metaphysischer Programme sogar zu maximieren.


 

"The greater the gap, the more fruitful the discussion" (Popper 1994a:36)
"And in such a case we should say that the discussion was fruitful if the clash of opinion led the participants to produce new and interesting arguments, even though these arguments are inconclusive."(37)

== Literaturverzeichnis==

Agassi 1993a: Joseph Agassi, A Philosopher's Apprentice. In Karl Popper's Workshop, Amsterdam Atlanta, GA 1993

Feuerbach, Zur Moralphilosophie, 1874a: Ludwig Feuerbach's Briefwechsel und Nachlaß. 1850-1872, dargestellt von Karl Grün, Leipzig Heidelberg 1874

Habermas 1975a: Jürgen Habermas, Erkenntnis und Interesse. Mit einem neuen Nachwort, Frankfurt 3. Aufl. 1975

Negt 1964a: Oskar Negt, Strukturbeziehungen zwischen den Gesellschaftslehren Comtes und Hegels, Frankfurt 1964

Horkheimer u. Adorno 1998a: Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt 1998 (zuerst: 1947). LE PRIX DU PROGRESS (Auszug): http://www.theory.org.uk/ctr-ador.htm

Hegel 1930b: G. W. F. Hegel, Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, neu hrg. von Georg Lasson, (Werke, Bd. V), 4. Auflage, Leipzig 1930

Hegel 1962a: G. W. F. Hegel, Differenz des Fichte'schen und Schelling'schen System der Philosophie, Hamburg 1962

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Flach 1981a: Werner Flach, Hegels dialektische Methode, in: Hans-Georg Gadamer, Heidelberger Hegel-Tage 1962, Bonn 1964

Popper 1973a: Karl R. Popper, Objective Knowledge. An Evolutionary Approach, Oxford 1973 (zuerst: 1972)

Popper 1969b: Karl R. Popper, Die Logik der Sozialwissenschaften, in: Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf, Jürgen Habermas, Harald Pilot, Karl R. Popper, Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied Berlin 1969 , S. 103-124

Popper 1984a: Karl R. Popper, Logik der Forschung, Tübingen 8. verb. u. verm. Aufl. 1984

Popper 1992b: Karl R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. 2: Falsche Propheten - Hegel, Marx und die Folgen, Tübingen 7. Aufl. 1992 (zuerst: 1944)

Popper 1994a: Karl R. Popper, (ed. by M.A. Notturno), The Myth of the Framework. In defence of science and rationality, London New York 1994

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McDermid 1998a: Douglas McDermid, Pragmatism and Truth. The Comparison Objection to Correspondence, The Review of Metaphysics, 51, 1998, pp. 775-811

Schumpeter 1987a: Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen 6. Aufl. 1987 (zuerst: 1942)

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Lenins 1947a: W. I. Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus. Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie, Moskau 1947