Wo eine "gut funktionierende" kulturelle Hegemonie der Herrschenden besteht, ist Zensur durch die Herrschenden nicht mehr nötig. In der Regel kann man sich auf den vorauseilenden Gehorsam der "Kritiker" verlassen.
Nach 30 Jahren hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) die Sperre für einen 30 Jahre alten Film des Journalisten Günter Wallraff (67) über die "Bild"-Zeitung aufgehoben.
Der "Springer"-Verlag beteuert, er habe zu keiner Zeit rechtliche Schritte gegen die Veröffentlichung des Films erwogen.
WDR gibt Wallraff-Film über "Bild" frei. newsroom.de, 09.08.2010.
Montag, 9. August 2010
Sonntag, 8. August 2010
Konjunkturprognose
DIW-Zimmermann hat seinen Prognoseverzicht zu Beginn der aktuellen Wirtschaftskrise erneut verteidigt.
"Wir ordnen uns den Medien unter" Er wollte auf Konjunkturprognosen verzichten. Jetzt sagt Klaus Zimmermann uns wieder die Zukunft voraus. Warum? Von Marc Brost, Mark Schieritz DIE ZEIT, 5. August 2010.
Insofern zu recht, als eine Prognose in ihrer Qualität immer abhängig ist von dem zugrunde gelegten Prognose-Modell. Und Konjunkturforscher im Allgemeinen wie das DIW im Besonderen sind nicht bekannt dafür, in ihren Modellen Krisen-Szenarien vorzusehen. So häufig solche auch in der Wirklichkeit sich ereignen mögen. Insofern zieht der Ökonom vor, Philosoph zu bleiben und zu schweigen.
Er bleibt dadurch auch Politiker. Denn Zimmermann beruft sich auch noch auf die krisenverschärfende Wirkung einer Prognose, die der Wirklichkeit zu nahe komme. Vielleicht könnte hinterher jemand behaupten, dass die Krise erst durch die DIW-Prognose hervorgerufen worden sei.
Das weist auf die grundlegende Krux der herrschenden Ökonomie hin: Erklärungen werden post factum gemacht. Die Modellannahmen liegen a priori fest. Nachdem der Fakt passiert ist, wird hinterher die passende Erklärung zurecht geschustert, gerade wie sie zu den festliegenden Hintergrunds-Annahmen passend erscheint. Insofern ist Paretos Theorie der Residuen und der ihnen entsprechenden Rationalisierungen zwar sehr vage, aber immer noch wirklichkeitsadäquater als jedweder ökonomisch-mathematische Formalismus.
Die wahre wissenschaftliche Methode bestünde aber darin, Modellannahmen zuvor unabhängig von ihren Deduktionen an der Wirklichkeit zu überprüfen. Und insbesondere unterschiedliche Modellierungen miteinander zu konfrontieren, inwieweit sie den wirklichen Tatsachen entsprechen.
Und dann ist natürlich auch der sozialstrukturelle und institutionelle Datenkranz eines ökonomischen Modells explizit anzugeben. Nur so kann man nicht nur konjunkturelle Extrapolationen, die auf einer historischen Fortschreibung einer als dauerhaft unterstellten Struktur beruhen, ersetzen durch Modelle des sozio-ökonomischen Wandels, die auch Strukturbrüche ("Transformationen" ?!) vorsehen.
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"Wir ordnen uns den Medien unter" Er wollte auf Konjunkturprognosen verzichten. Jetzt sagt Klaus Zimmermann uns wieder die Zukunft voraus. Warum? Von Marc Brost, Mark Schieritz DIE ZEIT, 5. August 2010.
Insofern zu recht, als eine Prognose in ihrer Qualität immer abhängig ist von dem zugrunde gelegten Prognose-Modell. Und Konjunkturforscher im Allgemeinen wie das DIW im Besonderen sind nicht bekannt dafür, in ihren Modellen Krisen-Szenarien vorzusehen. So häufig solche auch in der Wirklichkeit sich ereignen mögen. Insofern zieht der Ökonom vor, Philosoph zu bleiben und zu schweigen.
Er bleibt dadurch auch Politiker. Denn Zimmermann beruft sich auch noch auf die krisenverschärfende Wirkung einer Prognose, die der Wirklichkeit zu nahe komme. Vielleicht könnte hinterher jemand behaupten, dass die Krise erst durch die DIW-Prognose hervorgerufen worden sei.
Das weist auf die grundlegende Krux der herrschenden Ökonomie hin: Erklärungen werden post factum gemacht. Die Modellannahmen liegen a priori fest. Nachdem der Fakt passiert ist, wird hinterher die passende Erklärung zurecht geschustert, gerade wie sie zu den festliegenden Hintergrunds-Annahmen passend erscheint. Insofern ist Paretos Theorie der Residuen und der ihnen entsprechenden Rationalisierungen zwar sehr vage, aber immer noch wirklichkeitsadäquater als jedweder ökonomisch-mathematische Formalismus.
Die wahre wissenschaftliche Methode bestünde aber darin, Modellannahmen zuvor unabhängig von ihren Deduktionen an der Wirklichkeit zu überprüfen. Und insbesondere unterschiedliche Modellierungen miteinander zu konfrontieren, inwieweit sie den wirklichen Tatsachen entsprechen.
Und dann ist natürlich auch der sozialstrukturelle und institutionelle Datenkranz eines ökonomischen Modells explizit anzugeben. Nur so kann man nicht nur konjunkturelle Extrapolationen, die auf einer historischen Fortschreibung einer als dauerhaft unterstellten Struktur beruhen, ersetzen durch Modelle des sozio-ökonomischen Wandels, die auch Strukturbrüche ("Transformationen" ?!) vorsehen.
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Samstag, 7. August 2010
Basarökonomie
Droht Deutschland die Deindustrialisierung?
"Basarökonomie" soll heißen, dass
Das Schlagwort "Basarökonomie" geht auf Hans-Werner Sinn zurück.
Gornig/Kritikos halten diese These aufgrund der aktuell beobachtbaren Entwicklung widerlegt. Denn:
Martin Gornig, Alexander Kritikos: Totgesagte leben länger: Zu den Perspektiven des Industriestandortes Deutschland. DIW-Wochenbericht Nr. 31/2010 vom 4. August 2010.
Wie dem auch sei: Der Industriestandort wie auch die Wissensgesellschaft Deutschland bzw. Europa hängen ab von ihrer Infrastruktur sowie der Qualifikation der Menschen. Wer aufgrund angeblicher Sparzwänge in der politischen Rhetorik einen Austeritäts-Diskurs forciert und realpolitisch Investitionen im eigenen Lande zurückfährt oder gar ganz zum Versiegen bringt, wie das in den letzten Jahrzehnten in Europa zu beobachten ist, sägt auf kurz oder lang den eigenen Ast ab, auf dem man noch sicher zu sitzen glaubt.
"Basarökonomie" soll heißen, dass
"deutsche Industrieunternehmen zu Handelsvertretungen verkämen. Der in Deutschland erstellte Mehrwert würde sich auf das Aufkleben der Markenschilder beschränken, während die eigentliche Produktion außerhalb der Landesgrenzen stattfände. Die Exporte blieben zwar hoch, die Importe aber würden steigen." (Gornig/Kritikos)
Das Schlagwort "Basarökonomie" geht auf Hans-Werner Sinn zurück.
Gornig/Kritikos halten diese These aufgrund der aktuell beobachtbaren Entwicklung widerlegt. Denn:
"Vielmehr war die Entscheidung gefragt, entweder die Produktion in einem Industriezweig in Deutschland ganz aufzugeben oder sie hier mit allen wesentlichen Komponenten fortzuführen. Die Folge war ein intensiver sektoraler Strukturwandel."
Martin Gornig, Alexander Kritikos: Totgesagte leben länger: Zu den Perspektiven des Industriestandortes Deutschland. DIW-Wochenbericht Nr. 31/2010 vom 4. August 2010.
Wie dem auch sei: Der Industriestandort wie auch die Wissensgesellschaft Deutschland bzw. Europa hängen ab von ihrer Infrastruktur sowie der Qualifikation der Menschen. Wer aufgrund angeblicher Sparzwänge in der politischen Rhetorik einen Austeritäts-Diskurs forciert und realpolitisch Investitionen im eigenen Lande zurückfährt oder gar ganz zum Versiegen bringt, wie das in den letzten Jahrzehnten in Europa zu beobachten ist, sägt auf kurz oder lang den eigenen Ast ab, auf dem man noch sicher zu sitzen glaubt.
Donnerstag, 5. August 2010
Krugman über Steuerschwindelpolitiker
Paul Krugman befasst sich in seiner Kolumne vom 5. August 2010 mit dem republikanischen Abgeordneten Paul Ryan und seinem “Roadmap for America’s Future”, der derzeit von den US-Medien hochgejubelt worden ist.
The Flimflam Man, The New York Times, 05.08.2010
Er stellt fest, dass die von Ryan hinausposaunten Einsparungen am Staatshaushalt auf einer Milchmädchenrechnung beruhen, auf heroischen Annahmen und Außerachtlassen von realistischen Prognosen. Im Grunde wird von Ryan trotz widriger Wirtschaftssituation wiederholt, was Republikaner in den letzten Jahrzehnten immer wieder versucht haben: Steuerermäßigungen für die obersten Zehntausend durchzudrücken und Kürzungen an Leistungen samt Steuererhöhungen für die mittleren und unteren Einkommensgruppen.
Das aktuelle Medienspektakel zeigt lediglich, nicht dass die US-Republikaner politisch weiser geworden seien, sondern dass sie die US-Medien noch immer fest im Griff haben.
The Flimflam Man, The New York Times, 05.08.2010
Er stellt fest, dass die von Ryan hinausposaunten Einsparungen am Staatshaushalt auf einer Milchmädchenrechnung beruhen, auf heroischen Annahmen und Außerachtlassen von realistischen Prognosen. Im Grunde wird von Ryan trotz widriger Wirtschaftssituation wiederholt, was Republikaner in den letzten Jahrzehnten immer wieder versucht haben: Steuerermäßigungen für die obersten Zehntausend durchzudrücken und Kürzungen an Leistungen samt Steuererhöhungen für die mittleren und unteren Einkommensgruppen.
Das aktuelle Medienspektakel zeigt lediglich, nicht dass die US-Republikaner politisch weiser geworden seien, sondern dass sie die US-Medien noch immer fest im Griff haben.
Die funktionalistische Schichtungstheorie
(1) Talcott Parsons (1940): Ansatz zu einer analytischen Theorie der sozialen Schichtung
„soziale Schichtung“: die differentielle Rangordnung, nach welcher Individuen in einem gegebenen sozialen System eingestuft werden und die es bedingt, dass sie in bestimmten, sozial bedeutsamen Zusammenhängen als einander über- und untergeordnet behandelt werden
Dieses Rangordnungssystem beruht also auf den in dem jeweiligen sozialen System vorherrschenden Maßstäben moralischer Wertung („Schichtungsskala“), bei Parsons ein Hauptaspekt der „normativen Orientierung“ des sozialen Handelns (diese stellt eine analytische Kategorie dar aus seiner „Theorie des Handelns“ [action theory]).
(2) Kingsley Davis (1942)
„Schichtung“: die ungleiche Bewertung verschiedener Positionen
„Position“: ein Platz in einer jeweils gegebenen Sozialstruktur
„Wert“: die Einstellung, welche ein Objekt als wünschenswert oder nicht wünschenswert definiert und somit die Auswahl zwischen verschiedenen Zielen erklärt
Die allgemeinen Werte bestimmen das Prestige-System einer Gesellschaft und dienen als Basis für Bewertungen und Solidaritätsgefühle innerhalb der gleichen Schicht.
Wenn das Wertesystem und dessen Erhaltung bereits ein notwendiges Ziel darstellt, so beinhaltet es außerdem ein besonderes System von Zielen, die ihrerseits spezifische Bedürfnisse hervorrufen, welche zu erfüllen die sozialen Positionen geschaffen sind. Die Rangordnung der Werte einer Gesellschaft führt demnach zu einer Rangordnung der Bedürfnisse, und diese wiederum strukturiert eine dementsprechende Rangfolge der sozialen Positionen.
Eine Position wird desto höher bewertet, je bedeutender und wichtiger das gesellschaftliche Bedürfnis ist, dem sie dient, gemessen an der jeweiligen allgemeinen gesellschaftlichen Rangordnung der Werte. Es wird also nichts anderes bewertet als der „funktionale“ Beitrag, den eine soziale Position für das gesamte System leistet: „die Bedeutung seiner Funktion“.
Daneben gibt es noch zwei weitere Faktoren, die modifizierend in die Bewertung eingreifen, nämlich die „Seltenheit der Mittel“ zur Erfüllung einer bestimmten Funktion, sowie die Anzahl der Personen, die vom Inhaber einer bestimmten sozialen Position kontrolliert werden müssen, sowie das Ausmaß dieser Kontrolle.
(3) Davis/Moore (1945)
Ausgehend von der These, dass keine Gesellschaft klassenlos oder ungeschichtet sei, wird der Versuch unternommen, mit funktionalistischen Kategorien die universelle (d. h. für alle Gesellschaften wirksame!) Notwendigkeit zu erklären, die in allen Gesellschaftssystemen Schichtung hervorrufe.
Die Problemstellung wird in zweierlei Aspekte aufgegliedert:
a) Warum erlangen verschiedene soziale Positionen unterschiedliche Grade an Prestige?
b) Wie gelangen die verschiedenen Individuen in diese unterschiedlichen sozialen Positionen?
Um als soziales System funktionieren zu können, muss eine Gesellschaft ihre menschlichen Glieder 1. mit irgendeinem wirksamen Mechanismus auf die erforderlichen und entsprechend vorhandenen Positionen verteilen und 2. jene dazu bringen, diese Positionen mit deren spezifischen Handlungserwartungen pflichtgemäß auszufüllen.
Wenn die mit den verschiedenen Positionen verknüpften Pflichten alle gleichermaßen angenehm wären für die betreffenden Menschen sowie in gleichem Maße wichtig für das Überleben der betreffenden Gesellschaft und sämtlich dieselben Fähigkeiten und Talente beanspruchten, machte es keinen Unterschied, wer welche Positionen besetzt. Die Frage der sozialen Schichtung wäre dann von geringer Bedeutung, da das Problem der sozialen Platzierung für die Gesellschaft irrelevant wäre. Tatsächlich besteht jedoch ein großer Unterschied in dem Ausmaß, in dem bestimmte Positionen angenehmer zu erfüllen sind als andere, einige besondere Ausbildung oder Talente erfordern sowie für die Gesellschaft insgesamt funktional wichtiger sind.
Die Konsequenz hieraus ist folgende: Notwendigerweise muss eine Gesellschaft 1. über irgendeine eine Art von Belohnung verfügen, die sie als Anreiz einsetzt, und 2. ein Verfahren, um diese Belohnungen entsprechend den Positionen unterschiedlich zu verteilen. Die Belohnungen und ihre Verteilung werden zu einem Teil der sozialen Ordnung und lassen in dieser Weise ein System sozialer Schichtung entstehen.
Soziale Ungleichheit ist demzufolge ein unbewusst entworfener Plan, durch den Gesellschaften gewährleisten, dass die wichtigsten Positionen gewissenhaft von den qualifiziertesten Personen ausgefüllt werden.
Daher heimsen im Allgemeinen solche Positionen die besten Belohnungen ein und erhalten den höchsten Rang zuerkannt, die
a) die größte Bedeutung für die Gesellschaft haben,
b) die meiste Ausbildung oder das größte Talent erfordern.
Einschränkend kann man jedoch hinzufügen, dass eine Gesellschaft die sozialen Positionen nicht im genauen Verhältnis zu ihrer funktionalen Bedeutung belohnen muss. Es reicht in der Regel völlig aus, dass die Belohnungen genügend reichlich sind, dass dabei gesichert wird, dass die sozialen Positionen mit angemessener Kompetenz ausgeübt werden.
(4) M. J. Levy (1950; 1952)
In jeder Gesellschaft gibt es eine Anzahl von Aktivitäten, die regelmäßig ausgeführt werden müssen, damit die Gesellschaft dauerhaft bestehen kann. Diese Aktivitäten müssen unterteilt und entsprechend ausgebildeten und motivierten Individuen zugeordnet werden. Die universellen Probleme des Mangels und der Ordnung sind unlösbar ohne legitimierte Zuordnung von Eigentumsrechten sowie Autorität. Und diese wiederum sind unerreichbar ohne eine vernünftig integrierte Rollendifferenzierung.
„Schichtung“: der besondere Typ von Rollendifferenzierung, welcher unterscheidet zwischen höheren und tieferen Standorten vermöge eines oder mehrerer Kriterien
Insofern die Universalität des Mangels gegeben ist, ist wesentlich ein System differentieller Zuordnung der seltenen Werte der Gesellschaft (Reichtum, Macht, Magie, Frauen, zeremonieller Vorrang, usw.). Sanktionen und Initiative müssen an bestimmte Statuspositionen in unterschiedlichem Maße vergeben werden.
(5) Tumin (1953)
Tumin liefert eine Kritik an Davis/Moore.
Dabei gesteht er Davis/Moore Folgendes zu: Es seien zwei Arten von Ungleichheiten universell gegeben, d. h. in jeder Gesellschaft existent:
a) die Ungleichheit zwischen den Normkonformen und den Abweichlern von sozial vorgegebenen Normen;
b) die Ungleichheit zwischen voll sozialisierten und den nicht oder unvollständig sozialisierten Mitgliedern einer Gesellschaft.
Er bestreitet jedoch sodann, dass soziale Schichtung aus der notwendig unterschiedlichen Belohnung erklärt werden könne. Dabei stellen für ihn die spezifische Verantwortung und damit einhergehenden Vorrechte einer bestimmten sozialen Position nur Mittel zum Funktionieren des sozialen Systems dar, nicht jedoch eine unterschiedliche gesellschaftliche Wertung von Positionen.
Entgegen Davis/Moore sieht Tumin ganz andere Funktionen, besser gesagt: soziale Wirkungen von sozialer Schichtung.
a) Soziale Schichtung schränkt die Möglichkeiten zur Entdeckung von verfügbaren Talenten in der Gesellschaft ein. Dies resultiert aus der Tatsache des ungleichen Zugangs zu angemessener Motivation, zu Rekrutierungskanälen und Ausbildungszentren.
b) System sozialer Schichtung versorgen Eliten mit der politischen Macht, die sie benötigen, um die Akzeptanz und Dominanz ihrer konservativen Ideologien zu erlangen, die den Status quo als „natürlich“ und „moralisch gerechtfertigt“ legitimieren.
c) Soziale Schichtung verteilt günstige Selbstbilder (von der eigenen Person) bzw. das Selbstwertgefühl ungleich unter der Bevölkerung.
d) Insofern die Ungleichheiten im Hinblick auf die sozialen Belohnungen für die weniger Privilegierten in der Gesellschaft nicht voll akzeptabel gemacht werden kann, erzeugt soziale Schichtung Feindseligkeit, Argwohn und Misstrauen zwischen den unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft und schränkt daher die Möglichkeiten einer höheren sozialen Integration ein.
e) Insofern Sinn und Bedeutung signifikanter Mitgliedschaft vom Platz eines Individuums auf der Prestige-Leiter einer Gesellschaft abhängen, bewirkt soziale Schichtung, dass signifikante Mitgliedschaften in der Gesellschaft ungleich verteilt werden. Daraus folgen Ungleichheit in der Loyalität zum Gesamtsystem sowie in Motivation bzw. Apathie.
An weiteren Kritikpunkten führt Tumin an:
Daraus, dass ein soziales Element überall anzutreffen sei, kann logisch nicht zwingend geschlussfolgert werden, dass es eine positive Funktionalität aufweise oder seine Existenz unvermeidlich sei.
Die Gewissenhaftigkeit, mit der eine soziale Position ausgefüllt werde, hängt nicht allein von der Höhe der Belohnung ab, sondern auch
a) wie gut verfügbare Talente identifiziert werden,
b) wie gut sie ausgebildet werden,
c) wie angemessen sie platziert werden, und
d) wie stark die Handelnden motiviert sind, gewissenhaft zu sein.
Maximale Ausschöpfung von Talent erfordert somit die Chancengleichheit im Wettbewerb um die vorhandenen Stellen.
Zudem besteht in jedem hierarchischen System mit formal differenzierten und unterschiedlich bewerteten Positionen (Bürokratie) ein beständiger Druck zur Neudefinition bestehender Belohnungen und Bewertungen durch die davon Betroffenen (relative Deprivation, soziale Vergleichsprozesse mit relevant gehaltenen Bezugsgruppen). Es steht zu vermuten, dass Ungleichheiten der Belohnung für einen ähnlichen Grad an Gewissenhaftigkeit oder Leistung eher eine Abnahme als eine Zunahme derselben bewirken.
Kingsley Davis, Wilbert E. Moore: Some Principles of Stratification. ASR 1945, S. 243-249. Dt.: Einige Prinzipien der Sozialen Schichtung (1945). In: Hans Hartmann, Hrsg.: Moderne amerikanische Soziologie. Stuttgart 1973, S. 396-410.
Melvin M. Tumin: Some Principles of Stratification. A Critical Analysis. ASR 1953, 18, S. 387-394.
Kingsley Davis: Reply. ASR 1953, S. 394-397.
George A. Huaco: A Logical Analysis of the Davis-Moore Theory of Stratification. ASR, 1963, 28, S. 801-804.
Arthur L. Stinchcombe: Some Empirical Consequences of the Davis-Moore Theory of Stratification. ASR, 1963, 28, S. 805-808.
Renate Mayntz: Kritische Bemerkungen zur funktionalistischen Schichtungstheorie. In: D. W. Glass, René König, Hrg.: Soziale Schichtung und soziale Mobilität. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 5. Köln 1965, S. 10-28.
Ralf Dahrendorf: Die gegenwärtige Lage der Theorie sozialer Schichtung. Sowie ders.: Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen. In: ders.: Pfade aus Utopia. München 1967.
Erhard Wiehn: Theorien der sozialen Schichtung. München 1968.
„soziale Schichtung“: die differentielle Rangordnung, nach welcher Individuen in einem gegebenen sozialen System eingestuft werden und die es bedingt, dass sie in bestimmten, sozial bedeutsamen Zusammenhängen als einander über- und untergeordnet behandelt werden
Dieses Rangordnungssystem beruht also auf den in dem jeweiligen sozialen System vorherrschenden Maßstäben moralischer Wertung („Schichtungsskala“), bei Parsons ein Hauptaspekt der „normativen Orientierung“ des sozialen Handelns (diese stellt eine analytische Kategorie dar aus seiner „Theorie des Handelns“ [action theory]).
(2) Kingsley Davis (1942)
„Schichtung“: die ungleiche Bewertung verschiedener Positionen
„Position“: ein Platz in einer jeweils gegebenen Sozialstruktur
„Wert“: die Einstellung, welche ein Objekt als wünschenswert oder nicht wünschenswert definiert und somit die Auswahl zwischen verschiedenen Zielen erklärt
Die allgemeinen Werte bestimmen das Prestige-System einer Gesellschaft und dienen als Basis für Bewertungen und Solidaritätsgefühle innerhalb der gleichen Schicht.
Wenn das Wertesystem und dessen Erhaltung bereits ein notwendiges Ziel darstellt, so beinhaltet es außerdem ein besonderes System von Zielen, die ihrerseits spezifische Bedürfnisse hervorrufen, welche zu erfüllen die sozialen Positionen geschaffen sind. Die Rangordnung der Werte einer Gesellschaft führt demnach zu einer Rangordnung der Bedürfnisse, und diese wiederum strukturiert eine dementsprechende Rangfolge der sozialen Positionen.
Eine Position wird desto höher bewertet, je bedeutender und wichtiger das gesellschaftliche Bedürfnis ist, dem sie dient, gemessen an der jeweiligen allgemeinen gesellschaftlichen Rangordnung der Werte. Es wird also nichts anderes bewertet als der „funktionale“ Beitrag, den eine soziale Position für das gesamte System leistet: „die Bedeutung seiner Funktion“.
Daneben gibt es noch zwei weitere Faktoren, die modifizierend in die Bewertung eingreifen, nämlich die „Seltenheit der Mittel“ zur Erfüllung einer bestimmten Funktion, sowie die Anzahl der Personen, die vom Inhaber einer bestimmten sozialen Position kontrolliert werden müssen, sowie das Ausmaß dieser Kontrolle.
(3) Davis/Moore (1945)
Ausgehend von der These, dass keine Gesellschaft klassenlos oder ungeschichtet sei, wird der Versuch unternommen, mit funktionalistischen Kategorien die universelle (d. h. für alle Gesellschaften wirksame!) Notwendigkeit zu erklären, die in allen Gesellschaftssystemen Schichtung hervorrufe.
Die Problemstellung wird in zweierlei Aspekte aufgegliedert:
a) Warum erlangen verschiedene soziale Positionen unterschiedliche Grade an Prestige?
b) Wie gelangen die verschiedenen Individuen in diese unterschiedlichen sozialen Positionen?
Um als soziales System funktionieren zu können, muss eine Gesellschaft ihre menschlichen Glieder 1. mit irgendeinem wirksamen Mechanismus auf die erforderlichen und entsprechend vorhandenen Positionen verteilen und 2. jene dazu bringen, diese Positionen mit deren spezifischen Handlungserwartungen pflichtgemäß auszufüllen.
Wenn die mit den verschiedenen Positionen verknüpften Pflichten alle gleichermaßen angenehm wären für die betreffenden Menschen sowie in gleichem Maße wichtig für das Überleben der betreffenden Gesellschaft und sämtlich dieselben Fähigkeiten und Talente beanspruchten, machte es keinen Unterschied, wer welche Positionen besetzt. Die Frage der sozialen Schichtung wäre dann von geringer Bedeutung, da das Problem der sozialen Platzierung für die Gesellschaft irrelevant wäre. Tatsächlich besteht jedoch ein großer Unterschied in dem Ausmaß, in dem bestimmte Positionen angenehmer zu erfüllen sind als andere, einige besondere Ausbildung oder Talente erfordern sowie für die Gesellschaft insgesamt funktional wichtiger sind.
Die Konsequenz hieraus ist folgende: Notwendigerweise muss eine Gesellschaft 1. über irgendeine eine Art von Belohnung verfügen, die sie als Anreiz einsetzt, und 2. ein Verfahren, um diese Belohnungen entsprechend den Positionen unterschiedlich zu verteilen. Die Belohnungen und ihre Verteilung werden zu einem Teil der sozialen Ordnung und lassen in dieser Weise ein System sozialer Schichtung entstehen.
Soziale Ungleichheit ist demzufolge ein unbewusst entworfener Plan, durch den Gesellschaften gewährleisten, dass die wichtigsten Positionen gewissenhaft von den qualifiziertesten Personen ausgefüllt werden.
Daher heimsen im Allgemeinen solche Positionen die besten Belohnungen ein und erhalten den höchsten Rang zuerkannt, die
a) die größte Bedeutung für die Gesellschaft haben,
b) die meiste Ausbildung oder das größte Talent erfordern.
Einschränkend kann man jedoch hinzufügen, dass eine Gesellschaft die sozialen Positionen nicht im genauen Verhältnis zu ihrer funktionalen Bedeutung belohnen muss. Es reicht in der Regel völlig aus, dass die Belohnungen genügend reichlich sind, dass dabei gesichert wird, dass die sozialen Positionen mit angemessener Kompetenz ausgeübt werden.
(4) M. J. Levy (1950; 1952)
In jeder Gesellschaft gibt es eine Anzahl von Aktivitäten, die regelmäßig ausgeführt werden müssen, damit die Gesellschaft dauerhaft bestehen kann. Diese Aktivitäten müssen unterteilt und entsprechend ausgebildeten und motivierten Individuen zugeordnet werden. Die universellen Probleme des Mangels und der Ordnung sind unlösbar ohne legitimierte Zuordnung von Eigentumsrechten sowie Autorität. Und diese wiederum sind unerreichbar ohne eine vernünftig integrierte Rollendifferenzierung.
„Schichtung“: der besondere Typ von Rollendifferenzierung, welcher unterscheidet zwischen höheren und tieferen Standorten vermöge eines oder mehrerer Kriterien
Insofern die Universalität des Mangels gegeben ist, ist wesentlich ein System differentieller Zuordnung der seltenen Werte der Gesellschaft (Reichtum, Macht, Magie, Frauen, zeremonieller Vorrang, usw.). Sanktionen und Initiative müssen an bestimmte Statuspositionen in unterschiedlichem Maße vergeben werden.
(5) Tumin (1953)
Tumin liefert eine Kritik an Davis/Moore.
Dabei gesteht er Davis/Moore Folgendes zu: Es seien zwei Arten von Ungleichheiten universell gegeben, d. h. in jeder Gesellschaft existent:
a) die Ungleichheit zwischen den Normkonformen und den Abweichlern von sozial vorgegebenen Normen;
b) die Ungleichheit zwischen voll sozialisierten und den nicht oder unvollständig sozialisierten Mitgliedern einer Gesellschaft.
Er bestreitet jedoch sodann, dass soziale Schichtung aus der notwendig unterschiedlichen Belohnung erklärt werden könne. Dabei stellen für ihn die spezifische Verantwortung und damit einhergehenden Vorrechte einer bestimmten sozialen Position nur Mittel zum Funktionieren des sozialen Systems dar, nicht jedoch eine unterschiedliche gesellschaftliche Wertung von Positionen.
Entgegen Davis/Moore sieht Tumin ganz andere Funktionen, besser gesagt: soziale Wirkungen von sozialer Schichtung.
a) Soziale Schichtung schränkt die Möglichkeiten zur Entdeckung von verfügbaren Talenten in der Gesellschaft ein. Dies resultiert aus der Tatsache des ungleichen Zugangs zu angemessener Motivation, zu Rekrutierungskanälen und Ausbildungszentren.
b) System sozialer Schichtung versorgen Eliten mit der politischen Macht, die sie benötigen, um die Akzeptanz und Dominanz ihrer konservativen Ideologien zu erlangen, die den Status quo als „natürlich“ und „moralisch gerechtfertigt“ legitimieren.
c) Soziale Schichtung verteilt günstige Selbstbilder (von der eigenen Person) bzw. das Selbstwertgefühl ungleich unter der Bevölkerung.
d) Insofern die Ungleichheiten im Hinblick auf die sozialen Belohnungen für die weniger Privilegierten in der Gesellschaft nicht voll akzeptabel gemacht werden kann, erzeugt soziale Schichtung Feindseligkeit, Argwohn und Misstrauen zwischen den unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft und schränkt daher die Möglichkeiten einer höheren sozialen Integration ein.
e) Insofern Sinn und Bedeutung signifikanter Mitgliedschaft vom Platz eines Individuums auf der Prestige-Leiter einer Gesellschaft abhängen, bewirkt soziale Schichtung, dass signifikante Mitgliedschaften in der Gesellschaft ungleich verteilt werden. Daraus folgen Ungleichheit in der Loyalität zum Gesamtsystem sowie in Motivation bzw. Apathie.
An weiteren Kritikpunkten führt Tumin an:
Daraus, dass ein soziales Element überall anzutreffen sei, kann logisch nicht zwingend geschlussfolgert werden, dass es eine positive Funktionalität aufweise oder seine Existenz unvermeidlich sei.
Die Gewissenhaftigkeit, mit der eine soziale Position ausgefüllt werde, hängt nicht allein von der Höhe der Belohnung ab, sondern auch
a) wie gut verfügbare Talente identifiziert werden,
b) wie gut sie ausgebildet werden,
c) wie angemessen sie platziert werden, und
d) wie stark die Handelnden motiviert sind, gewissenhaft zu sein.
Maximale Ausschöpfung von Talent erfordert somit die Chancengleichheit im Wettbewerb um die vorhandenen Stellen.
Zudem besteht in jedem hierarchischen System mit formal differenzierten und unterschiedlich bewerteten Positionen (Bürokratie) ein beständiger Druck zur Neudefinition bestehender Belohnungen und Bewertungen durch die davon Betroffenen (relative Deprivation, soziale Vergleichsprozesse mit relevant gehaltenen Bezugsgruppen). Es steht zu vermuten, dass Ungleichheiten der Belohnung für einen ähnlichen Grad an Gewissenhaftigkeit oder Leistung eher eine Abnahme als eine Zunahme derselben bewirken.
Kingsley Davis, Wilbert E. Moore: Some Principles of Stratification. ASR 1945, S. 243-249. Dt.: Einige Prinzipien der Sozialen Schichtung (1945). In: Hans Hartmann, Hrsg.: Moderne amerikanische Soziologie. Stuttgart 1973, S. 396-410.
Melvin M. Tumin: Some Principles of Stratification. A Critical Analysis. ASR 1953, 18, S. 387-394.
Kingsley Davis: Reply. ASR 1953, S. 394-397.
George A. Huaco: A Logical Analysis of the Davis-Moore Theory of Stratification. ASR, 1963, 28, S. 801-804.
Arthur L. Stinchcombe: Some Empirical Consequences of the Davis-Moore Theory of Stratification. ASR, 1963, 28, S. 805-808.
Renate Mayntz: Kritische Bemerkungen zur funktionalistischen Schichtungstheorie. In: D. W. Glass, René König, Hrg.: Soziale Schichtung und soziale Mobilität. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 5. Köln 1965, S. 10-28.
Ralf Dahrendorf: Die gegenwärtige Lage der Theorie sozialer Schichtung. Sowie ders.: Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen. In: ders.: Pfade aus Utopia. München 1967.
Erhard Wiehn: Theorien der sozialen Schichtung. München 1968.
Dienstag, 3. August 2010
Enzyklosklerose
Johannes Heinrichs nannte es "Historismus".
Lexikokraten, die Herrscher über die toten Gedanken, sie schalten und walten auf wikipedia.de.
Mit der so pauschal abwertenden wie scheinbaren Begründung "unrettbar, wie schon früher gesagt" hatte Ca$e am 13. Juli 2010 ein "Überarbeiten"-Baustein über das Stichwort "Pseudo-Erklärung" gesetzt. "Denn" am 6. April 2009 hatte derselbe ehrenwerte Wikipedianer bereits schon (vermutlich in weiser Voraussicht der darauffolgenden Überarbeitungen) kritisch angemerkt: "(WP:NPOV, WP:TF, WP:Q. einzelnachweise via references bitte nur für seitenbelege, nicht für inhaltliche feinabstimmungen)".
Autor Meffo hat jedoch den Überarbeiten-Baustein entfernt, weil dieser trotz des expliziten Hinweises auf die entsprechende Diskussionsseite keinerlei Begründung (weder pauschal, noch konkret) auf derselben mitbrachte. Dieselbe wurde von Ca$e erst dann nachgeliefert, nachdem Meffo aufgrund der Vandalismusmeldung von Ca$e durch den Administrator NebMaatRe mit Entzug der Sichterrechte und der Auflage, verschiedene Stichworte wunschgemäß zu überarbeiten, belegt worden war. Nach kurzer Zeit der Überlegung hat Meffo daraufhin sein Wikipedia-Benutzerkonto sperren lassen. Denn er findet es letztendlich zu dumm, dass man für mühevolle Mitarbeit nicht nur kein Lob, sondern dazu ausschließlich böse Stimmungsmache einstecken darf. Nicht jeder ist zum Masochisten geboren.
Was zeigt uns dieser kaum untypische Vorgang indes? Trotz des gegenteiligen Anscheins und gewisser naiver Vorstellungen über liberale und kritische Öffentlichkeit, die einem vielleicht anerzogen sind: die meisten Formen sozialer Kooperation im Internet stellen nichts anderes dar als Möglichkeiten, dass Autoren sich freiwillig selbst ausbeuten dürfen. Was gesagt werden darf, steht nicht nur unter dem wirtschaftlichen Verwertungszwang, sondern auch unter der selbstherrlichen Zensur einer Clique oder Oligarchie, die die Regeln stets nach ihrem eigenen Gutdünken auslegt. Wer sich gutgläubig auf das ominös aufgezeigte Regelwerk beruft, kommt sich dann vor wie der Hase, der mit dem Igel wettläuft.
So ist typisch für das Verhalten des Administrators, dass er ob der Vandalismusmeldung sich nicht mit Meffos Entfernung des unbegründeten Bausteins beschäftigt hat, sondern mit den erst später nachgeschobenen Vorwürfen gegenüber Meffos Arbeitsweise, die zu dem betreffenden Zeitpunkt von dem Beschwerdeführer noch gar nicht formuliert und demzufolge überhaupt diskutierbar waren. Denn letzterer versteifte sich schon immer auf die Position, nach der eine beiderseitige Diskussion von konkreten Argumenten stets für unmöglich deklariert worden ist (siehe Werturteil/Diskussion).
Sichtbar wird hierdurch ein Mechanismus der Stigmatisierung, wodurch ein Bild eines Benutzers konstruiert wird, wobei er aufgrund bestimmter Anhaltspunkte aus der Historie durch andere Benutzer in seinem Lexikographen-Dasein diskreditiert wird. Der Administrator sanktioniert dann nicht mehr äußerlich beobachtbare Verhaltensweisen, sondern die (von ihm unterstellten) Gesinnungen.
"Der Historismus besteht in der resignativ 'aufgeklärten Einsicht', daß Sammeln und Sortieren des geistesgeschichtlichen Materials der eigentlich angemessene Umgang mit Gedanken sei."Johannes Heinrichs: Die Logik der Vernunftkritik. Kants Kategorienlehre in ihrer aktuellen Bedeutung. Eine Einführung. UTB 1412. Francke Verlag : Tübingen 1986. ISBN 3-7720-1726-6. S. 4.
Lexikokraten, die Herrscher über die toten Gedanken, sie schalten und walten auf wikipedia.de.
Mit der so pauschal abwertenden wie scheinbaren Begründung "unrettbar, wie schon früher gesagt" hatte Ca$e am 13. Juli 2010 ein "Überarbeiten"-Baustein über das Stichwort "Pseudo-Erklärung" gesetzt. "Denn" am 6. April 2009 hatte derselbe ehrenwerte Wikipedianer bereits schon (vermutlich in weiser Voraussicht der darauffolgenden Überarbeitungen) kritisch angemerkt: "(WP:NPOV, WP:TF, WP:Q. einzelnachweise via references bitte nur für seitenbelege, nicht für inhaltliche feinabstimmungen)".
Autor Meffo hat jedoch den Überarbeiten-Baustein entfernt, weil dieser trotz des expliziten Hinweises auf die entsprechende Diskussionsseite keinerlei Begründung (weder pauschal, noch konkret) auf derselben mitbrachte. Dieselbe wurde von Ca$e erst dann nachgeliefert, nachdem Meffo aufgrund der Vandalismusmeldung von Ca$e durch den Administrator NebMaatRe mit Entzug der Sichterrechte und der Auflage, verschiedene Stichworte wunschgemäß zu überarbeiten, belegt worden war. Nach kurzer Zeit der Überlegung hat Meffo daraufhin sein Wikipedia-Benutzerkonto sperren lassen. Denn er findet es letztendlich zu dumm, dass man für mühevolle Mitarbeit nicht nur kein Lob, sondern dazu ausschließlich böse Stimmungsmache einstecken darf. Nicht jeder ist zum Masochisten geboren.
„... ein Grund, warum Wikipedia so erfolgreich ist, besteht darin, dass ich von Anfang an einen gewissen Ton gesetzt habe: Intelligente Leute arbeiten nicht freiwillig in einer Atmosphäre von Missachtung und Beschimpfungen.“ - Spiegel-Online-Interview mit Jimmy Wales, 7.1.2005(zitiert aus der Sammlung von Orakelsprüchen auf Benutzer:Ca$e)
Was zeigt uns dieser kaum untypische Vorgang indes? Trotz des gegenteiligen Anscheins und gewisser naiver Vorstellungen über liberale und kritische Öffentlichkeit, die einem vielleicht anerzogen sind: die meisten Formen sozialer Kooperation im Internet stellen nichts anderes dar als Möglichkeiten, dass Autoren sich freiwillig selbst ausbeuten dürfen. Was gesagt werden darf, steht nicht nur unter dem wirtschaftlichen Verwertungszwang, sondern auch unter der selbstherrlichen Zensur einer Clique oder Oligarchie, die die Regeln stets nach ihrem eigenen Gutdünken auslegt. Wer sich gutgläubig auf das ominös aufgezeigte Regelwerk beruft, kommt sich dann vor wie der Hase, der mit dem Igel wettläuft.
So ist typisch für das Verhalten des Administrators, dass er ob der Vandalismusmeldung sich nicht mit Meffos Entfernung des unbegründeten Bausteins beschäftigt hat, sondern mit den erst später nachgeschobenen Vorwürfen gegenüber Meffos Arbeitsweise, die zu dem betreffenden Zeitpunkt von dem Beschwerdeführer noch gar nicht formuliert und demzufolge überhaupt diskutierbar waren. Denn letzterer versteifte sich schon immer auf die Position, nach der eine beiderseitige Diskussion von konkreten Argumenten stets für unmöglich deklariert worden ist (siehe Werturteil/Diskussion).
Sichtbar wird hierdurch ein Mechanismus der Stigmatisierung, wodurch ein Bild eines Benutzers konstruiert wird, wobei er aufgrund bestimmter Anhaltspunkte aus der Historie durch andere Benutzer in seinem Lexikographen-Dasein diskreditiert wird. Der Administrator sanktioniert dann nicht mehr äußerlich beobachtbare Verhaltensweisen, sondern die (von ihm unterstellten) Gesinnungen.
"Gesetze, die nicht die Handlung als solche, sondern die Gesinnung des Handelnden zu ihren Hauptkriterien machen, sind nichts als positive Sanktionen der Gesetzlosigkeit."So geschrieben von Karl Marx 1842 in seinen "Bemerkungen über die preußische Zensurinstruktion". (MEW 1,14).
Montag, 2. August 2010
Deutscher Neo-Merkantilismus versenkt Europa
Die deutsche Regierung zwingt den anderen EU-Regierungen ihre pro-zyklische Austeritätspolitik auf und geht hiermit tatkräftig dagegen an, dass die Eurokrise glimpflich überwunden werde.
Die Geburtsfehler der gemeinsamen Euro-Währung sei "das Fehlen einer gemeinsamen Fiskalpolitik". Des Weiteren: "dass nur die Gefahr der Inflation bedacht und die Möglichkeit einer Deflation ignoriert wurde." Es gibt keinen Mechanismus zur Durchsetzung der Maastricht-Kriterien.
De facto bestimmt Deutschland die Wirtschaftspolitik der EU. Dabei geht die deutsche Regierung jedoch von der altbekannten kurzfristig angelegten, national-egoistischen neo-merkantilistischen Strategie aus ("Deutschland der Exportweltmeister"), die für Europa insgesamt genommen jedoch nur tödlich wirken kann.
George Soros: Deutschland schadet Europa. DIE ZEIT 1. August 2010. (Der Artikel basiert auf einem Vortrag, den Soros an der Humboldt-Universität in Berlin gehalten hat.)
Joachim Becker, Werner Raza: Zur Einführung: Was ist Neo-Merkantilismus heute
"Durch Senkung seines Haushaltsdefizits und Widerstand gegen Lohnerhöhungen, die den Rückgang der Kaufkraft des Euro ausgleichen, erschwert Deutschland es anderen Ländern tatsächlich, ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen." (George Soros)
Die Geburtsfehler der gemeinsamen Euro-Währung sei "das Fehlen einer gemeinsamen Fiskalpolitik". Des Weiteren: "dass nur die Gefahr der Inflation bedacht und die Möglichkeit einer Deflation ignoriert wurde." Es gibt keinen Mechanismus zur Durchsetzung der Maastricht-Kriterien.
"... jetzt, da mehrere Länder meilenweit von den Maastricht-Kriterien entfernt sind, gibt es weder einen Anpassungs- noch einen Ausstiegsmechanismus. Von diesen Ländern wird nun erwartet, dass sie zu den Maastricht-Kriterien zurückkehren, selbst wenn ein solcher Schritt eine Deflationsspirale in Gang setzen würde." (George Soros)
De facto bestimmt Deutschland die Wirtschaftspolitik der EU. Dabei geht die deutsche Regierung jedoch von der altbekannten kurzfristig angelegten, national-egoistischen neo-merkantilistischen Strategie aus ("Deutschland der Exportweltmeister"), die für Europa insgesamt genommen jedoch nur tödlich wirken kann.
"Aber man muss einen Weg finden, der es den Krisenländern erlaubt, ihre Schwierigkeiten durch Wachstum zu überwinden. Die betroffenen Länder müssen den größten Teil der Lasten tragen, indem sie Strukturreformen einleiten, doch sie brauchen Hilfe von außen, um sie in die Lage zu versetzen, ihre Volkswirtschaften zu stimulieren. Durch Senkung seines Haushaltsdefizits und Widerstand gegen Lohnerhöhungen, die den Rückgang der Kaufkraft des Euro ausgleichen, erschwert Deutschland es anderen Ländern tatsächlich, ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen." (George Soros)
George Soros: Deutschland schadet Europa. DIE ZEIT 1. August 2010. (Der Artikel basiert auf einem Vortrag, den Soros an der Humboldt-Universität in Berlin gehalten hat.)
"Den neo-merkantilistischen Überschussländern müssen Defizitländer gegenüberstehen, welche die Exportüberschüsse aufnehmen. So stehen sich im EU-Rahmen Länder mit hohen Überschüssen, vor allem Deutschland, und chronische Defizitländer gegenüber." (Joachim Becker, Werner Raza)
Joachim Becker, Werner Raza: Zur Einführung: Was ist Neo-Merkantilismus heute
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