Montag, 18. April 2011

Die offene Gesellschaft und ihre falschen Propheten

1. Die offene Gesellschaft und ihre falschen Propheten (Download)
2. Von Fallibilisten und Popperizisten
3. Ist Poppers Sozialphilosophieren fallibilistisch?
4. Das Elend des Popperizismus
5. Fallibilismus vs. Fundamentalismus
6. Theorienpluralismus
7. Theorienvergleich
8. Wissenschaft und Methodologie
9. Abgrenzung von Wissenschaft ist Pseudowissenschaft
10. Pseudo-Erklärung
11. Dogmatismus
12. Vom Wert der Klassiker
13. Zur Epidemiologie der Hegel-Phobie
14. ad hominem
15. Die aristotelischen Wurzeln des Hegelianismus
16. Bei Definitionen kämpft Popper gegen Orakeln
17. Essentialismus
18. Was ist Wirklichkeit wirklich?
19. Scholastizismus
20. Romantizismus
21. Vulgarisierung
22. Dialektik für Popper
23. Versuch und Irrtum
24. Problem
25. Poppers Logizismus
26. Dialektik bei Marx
27. Arbeitswerttheorie
28. Marxismus
29. Sankt Popper
30. Historizismus
31. Wir wissen nicht, was wir noch wissen werden
32. Prognose
33. Utopismus
34. piecemeal engineering
35. Vorsehungsglaube und Teleologie
36. Self-fulfilling prophecy
37. Ergodizität
38. Revolutionsprognosen
39. Katastrophenökonomie
40. Globalismus
41. Saysches Theorem
42. Kasino-Kapitalismus
43. Offene Gesellschaft
44. Rassismus
45. Totalitarismus
46. Finanzsoziologie

1 Kommentar:

  1. „Ursprünglich allein auf den Nationalsozialismus bezogen (vgl. Ernst Fraenkel, The Dual State, New York / London / Toronto, 1941; Franz L. Neumann, Behemoth, London 1941; Sigmund Neumann, Permanent Revolution, New York/London 1942), aus dessen eigener und der ihn vorbereitender Begriffswelt er stammt (‘totaler Staat’ bei Forsthoff, Carl Schmitt, Ernst Jünger), wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg auch auf die kommunistischen Herrschaftssysteme angewandt und zu Totalitarismus-Theorien systematisiert, die sich - unter Verzicht auf die Analyse der je spezifischen sozialen, politischen und ideologischen Entstehungs- und Entfaltungsbedingungen der verschiedenen ‘totalitären’ Systeme - als idealtypische Modelle anbieten. Den verschiedenen Ansätzen zur Bildung von Totalitarismus-Theorien liegen fast durchwegs drei Prämissen zugrunde: 1. handele es sich um völlig neuartige, erst im 20. Jahrhundert auftretende Herrschaftsstrukturen. Dies wird begründet mit a) spezifisch modernen Herrschaftstechniken, die das technische Zeitalter bereitstellt, b) mit der spezifischen Situation des Individuums im modernen ‘Massenzeitalter’, die die totale Manipulierbarkeit des Menschen ermögliche; 2. stelle ein ‘totalitäres’ System einen Endzustand gesellschaftlicher Entwicklung dar, der, dank der perfekten Herrschaftstechniken, von innen heraus nicht mehr aufzubrechen sei; 3. seien die ‘totalitären’ Systeme in ihren wesentlichen Grundstrukturen identisch; mit dieser Prämisse legitimiert sich das idealtypisierende Verfahren. Die als typusstiftenden Merkmale des ‘Totalitarismus’ angesehenen Momente wechseln jedoch fast von Autor zu Autor. Sah Hannah Arendt noch - unterm unmittelbaren Eindruck einer frappierenden Gleichartigkeit nationalsozialistischer und stalinistischer Gewaltmethoden - im Terror das ‘wahre Wesen totaler Herrschaft’ (Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, - 1951-, Frankfurt/Main 1958, S. 512), so steht in dem 6-Punkte-Katalog von Merkmalen, den Carl J. Friedrich und Zbigniew Brzesinski (Totalitäre Diktatur, - 1956-, Stuttgart 1957, S. 19) aufgestellt haben, bereits die ‘Ideologie’ an erster Stelle, woraus deutlich wird, dass mit dem Begriff immer mehr das Sowjetsystem bezeichnet werden soll. Martin Drath erklärt dann den Terror ausdrücklich zum ‘Sekundärphänomen’ des ‘Totalitären’, während die ‘primär intendierte Durchsetzung (eines) neuen Wertungs- und Ordnungssystems’, die ‘Ideologie’ also, zum ‘Primärphänomen’ erhoben wird (Totalitarismus in der Volksdemokratie, Einleitung zu Ernst Richert, Macht ohne Man¬dat, Köln Opladen 1958, S. xxvi). Auch Richard Löwenthal geht davon aus, es sei das Wesen totalitärer Regime, ‘die Gesellschaft ... im Sinne ihrer Ideologie zu transformieren’ (Totalitäre und demokratische Revolution, in: Der Monat, 13. Jhg./1960, Heft 146, S. 30). Angesichts der liberalisierenden Wandlungen im Sowjetsystem seit dem Ende der stalinistischen Periode hat sich diese Konzeption von ‘Totalitarismus’ weithin durchgesetzt; von ihr ist auch der behauptete Zusammenhang von ‘Totalitarismus’ und Utopie eher einsichtig zu machen. Neuerdings mehren sich jedoch die Stimmen, die auf die prinzipielle Problematik von Begriff und Theorie des ‘Totalitären’ aufmerksam machen (vgl. etwa Hans-Joachim Lieber, Totalitarismus, in: Philosophie, Soziologie, Gesellschaft, Berlin 1965). Dies hängt zweifellos mit dem politisch-strategischen Wertverlust der Totalitarismus-Formel für die westliche Welt im Zeichen der ‘friedlichen Koexistenz’ zusam¬men (zum politisch-strategischen Wert der Totalitarismus-Theorien vgl. Bernhard Blanke, Rot gleich Braun, in: Das Argument, 7. Jhg., Heft 33, S. 27ff.)."

    Arnhelm Neusüss, Einführung. Schwierigkeiten einer Soziologie des utopischen Denkens, in:
    Arnhelm Neusüss, (Hrg.), Utopie. Begriff und Phänomen des Utopischen, Frankfurt New York 3. überarb. u. erw. Aufl. 1986. 37ff.

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