Samstag, 2. April 2011

Glaube und Wissen

"Ähnlich wie einerseits im Kritischen Rationalismus, andererseits in der Scholastik wird in heutiger Philosophie und Theologie auch Glaube und Wissen stärker in Beziehung gesetzt. So schreibt der Wissenschaftsphilosoph Wolfgang Stegmüller. Danach muß man nicht das Wissen beseitigen, um dem Glauben Platz zu machen. Vielmehr muß man bereits etwas glauben, um von Wissen und Wissenschaft reden zu können. Die Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils begründet eine Kohärenz der „Wirklichkeiten des profanen Bereichs und des Glaubens“[7] mit dem Ursprung in einem Gott."
wikipedia.de, 2. April 2011.

Wer dieser Wikipedia-Darstellung folgt, muss annehmen, dass die heutige Philosophie wieder auf den Stand der mittelalterlichen Scholastik zurückgefallen ist, und zwar hinter die Positionen der Aufklärung (Descartes, Spinoza, Leibniz).

"No scholastic thinker ever seriously doubted the absolute superiority of the revealed truth. In this regard the dialecticians and theologians were unanimous.[…] The “autonomy” of reason was a principle quite alien to medieval thought. Reason cannot be its own light; in order to perform its work it needs a higher source of illumination. In this respect the Augustinian theory of the magisterium Dei never lost its authority upon the minds of the medieval thinkers. Here too we can trace medieval thought to its historical origin in prophetic religion. Augustine had quoted the saying of Isaiah: […] “ If ye [do] not believe […] ye [will not understand].”"

Ernst Cassirer: The Myth of the State. Gesammelte Werke, Band 25 (ECW25). Meiner 2007. S. 93.

Ein vergleichbares Argument wird auch von Vertretern der Inkommensurabilitätsthese oder hermeneutischer Philosophie vorgebracht: Man könne ein bestimmtes philosophisches System nur verstehen, wenn man sich auf einen Standpunkt innerhalb des Systems stelle, also dessen Voraussetzungen und Ansichten auch akzeptiere.

Helmut Spinner: Wo warst du, Platon? Ein kleiner Protest gegen eine "große Philosophie". Soziale Welt, 18, 1967, S. 144ff; ders.: Wege und Irrwege der Wissenschaft. 20, Soziale Welt, 1969.

Das Problem: die Grenzen der Rationalität. Wie lassen sie sich bestimmen, ohne den Gegnern der Rationalität Schützenhilfe zu leisten?

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