Freitag, 2. Januar 2009

Vulgarisierung

1 Kommentar:

  1. Popularisierung

    Max Horkheimer (Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Ffm 1967, S. 155, bezüglich Ortega y Gasset):
    "Die bloße Tatsache, daß seine Philosophie populärer Verwendbarkeit zugänglich ist, d.h. ihr pädagogischer Charakter, vernichtet sie als Philosophie."

    Pointierter lässt sich Horkheimers elitäre Esoterik kaum ausdrücken.

    Hingegen sah sich Immanuel Kant, der Aufklärer, verpflichtet, seine erforderlichenfalls scholastische Ausdrucksweise beim Leser entschuldigen zu müssen. (Metaphysik der Sitten, Werkausgabe VIII, stw 190, S.310).
    Kant möchte dem "Vorwurf der Dunkelheit" zuvorkommen, "ja wohl gar den Schein tiefer Einsicht affektierenden, Undeutlichkeit im philosophischen Vortrag". Und dem abhelfen, indem er sich der Forderung Garves (Vermischte Aufsätze) anschließt, "eine jde philosophische Lehre müsse, wenn der Lehrer nicht selbst in den Verdacht der Dunkelheit seiner Begriffe kommen soll - zur Popularität (einer allgemeinen Mitteilung hinreichenden Versinnlichung - gebracht werden können".

    Kant erlaubt nur zwei Ausnahmen davon: 1. das System einer Kritik des Vernunftvermögens; 2. jedwede formelle Metaphysik.

    "Dieses kann nie populär werden, so wie überhaupt keine formelle Metaphysik; obgleich ihre Resultate für die gesunde Vernunft (eines Metaphysikers, ohne es zu wissen) ganz einleuchtend gemacht werden können. Hier ist an keine Popularität (Volkssprache) zu denken, sondern es muß auf scholastische Pünktlichkeit, wenn sie auch Peinlichkeit gescholten würde, gedrungen werden (denn es ist Schulsprache); weil dadurch allein die voreilige Vernunft dahin gebracht wedren kann, vor ihren dogmatischen Behauptungen sich erst zu verstehen."

    Die Wahl der Art der Sprache (allgemein verständliche Volkssprache / Schulsprache für den innerwissenschaftlichen Gebrauch) ist demnach zweck- und bereichsgebunden.

    Esoterik mag dabei auch einen Zweck verfolgen: Statusgewinn durch das Schinden von Eindruck, das Etablieren eines Prophetentums durch Sektenbildung, das Errichten einer Hegemonialstellung im öffentlichen Diskurs. Oder einfach nur seine eigene Position mit deren Behauptungen für mögliche Kritik unangreifbar zu machen (Immunisierungsstrategie).

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