Sonntag, 8. Februar 2009

Die Mobilität der Produktionsfaktoren

Der diesbezügliche EU-Euphemismus hierfür lautet: "Freizügigkeit von Kapital und Arbeit".

In der schmutzigen Praxis bedeutet dies aber eher grenzenlose Kapitalfluchtmöglichkeit als die Möglichkeit von Einwanderern, die Festungsmauern Europas zu erklimmen.

Mit der Fluchtmöglichkeit hat das Kapital nach Fall des realen Sozialismus die Beschäftigten erpresst, ständig sich verschlechternde Bedingungen der Lohnarbeit zu akzeptieren (Sozialabbau wie HartzIV usw.).

IBM bietet jetzt den von ihr in USA oder Kanada Entlassenen Hilfe an, nach Indien oder in andere "Wachsumsmärkte" zu emigrieren, um dort zu den örtlichen Bedingungen sich ausbeuten zu lassen.
Paul McDougall: IBM Offers To Move Laid Off Workers To India. InformationWeek Februar 2, 2009

Wenn sie mal Vehemenz zeigt, dann hier: Die deutsche Bundeskanzlerin hat sich gegen die "Buy american"-Klausel im US-Konjunkturpaket ausgesprochen.

In dürren Worten: Die deutsche Regierung möchte gern weiterhin bei der US-Konjunturpolitik Trittbrettfahrer spielen. Denn ihr eigenes Paketchen ist minim, nicht nur von der Gesamtsumme, sondern auch in der entfachten Wirkung.

Dabei ist der im Inlande so hoch gelobte "Exportweltmeister" mit der damit einhergehenden Strategie, weltwirtschaftliche Ungleichgewichte zu schaffen und auszubeuten, selber mitverantwortlich für die Weltwirtschaftskrise (zusammen mit Japan und China). Denn Exportüberschüsse aufzubauen, heißt Arbeitslosigkeit zu exportieren und die Verschuldungsbereitschaft der Importländer hemmungslos auszunutzen.

Wie das Kapital sich nicht verwerten kann, wenn die Lohnarbeit real immer weniger verdient, so kann nicht auf Dauer unbegrenzt in verschuldete Staaten exportiert werden. Der einzig mögliche "Ausweg" ist Kreditkrise.

Wie der Bauer sagt: Man kann die Kuh nicht gleichzeitig melken und schlachten.

Wenn es ein "ehernes Lohngesetz" gibt, dann ist es dieses.

1 Kommentar:

  1. "Das Gesetz ... sollte dem Arbeiter gerade das noch zum Leben Notwendige zugestehen; denn wenn man ihm das Doppelte zugesteht, dann arbeitet er nur halb soviel, wie er hätte tun können und andernfalls getan hätte; das bedeutet für die Gesellschaft einen Verlust des Ergebnisses von soviel Arbeit."
    (William Petty: A Treatise of Taxes, and Contributions. London 1667. zitiert nach MEW 26.1, S. 332)

    Der gute alte Petty spricht von "soll", formuliert also eine Arbeitgeber-Moral, die allerdings so modern ist, dass sie sich unsere Bundesregierung zu eigen gemacht hat, auch wenn sie davor bis vors Verfassungsgericht gehen muss (HartzIV-Regelsätze!).

    Wenn man von der betrachtung eines stationären Gleichgewichts ausgeht, wo also reproduziert werden muss, was vernutzt worden ist, so kann diese durch dieselbe Maxime vorgegebene Grenze auch als Bemessungsgrenze für den Wert der Arbeitskraft gelten.
    Allerdings ist "lebensnotwendige Bedürfnisse" durchaus definitionsbedürftig. Schließlich stellt sich erst hinterher heraus, ob ein Mensch mit dem Angebotenen überlebt hat bzw. ob seine Leistungskraft aufrechterhalten bleibt. Es bleibt also reichlich Spielraum für die Verhandlungsmacht am Arbeitsmarkt und die sog. "kulturell vorgeformten Anspruchsnormen"; auch wenn diese für die weltweit agierenden Kapitalisten für ihre Investitionsrechnung reine "Folkore" darstellen mag.

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