Mittwoch, 16. Februar 2011

26 Ramses Street, Cairo

Binnen kürzester Zeit war es Ägyptens Machthabern gelungen, dies Land vom internationalen Internet abzuschneiden.

James Glanz, John Markoff: Egypt Leaders Found ‘Off’ Switch for Internet. The New York Times, 15. Februar 2011.

Die Frage, wie das geschehen konnte, ist gewiss äußerst spannend für Internettechnologie-Freaks und für Kommunikationspolitiker, die sich für Gate-Keeper interessieren.

Dieses Ereignis ist aber auch von metaphysischem Interesse. Im Gefolge des Internet-Hypes kam eine ganze Literatur-Folklore zum Vorschein, die das Internet im Sinne eines objektiven Idealismus als ein autonomes System interpretierte.

Wie wäre aber dieses Ereignis auf dem Hintergrund einer derartigen Metaphysik zu erklären?!

Karl Popper war wie Friedrich Engels davon überzeugt, dass die Entscheidung über metaphysische Fragen wissenschaftlich begründet nicht getroffen werden kann und letztlich offen bleiben muss.

Ich meine aber, dass das genannte historische Ereignis sehr viel zwangloser auf Grundlage einer "materialistischen Geschichtsauffassung" als denn auf derjenigen der bis zuletzt Mode gewesenen Internetphilosophie interpretiert werden kann.

Die Globalisierung per Internet hatte in diesem Falle eine eindeutige lokale Adresse. 26 Ramses Street, Cairo, im Gebäude der ägyptischen Postverwaltung, wurde das Internet für Ägypten ausgeschaltet. Hier verwirklichte sich die Fleischwerdung des politischen Wortes.

1 Kommentar:

  1. Das Thema:

    "Multiskalare Lokal-Politik: Das Globale im Lokalen und das Lokale im Globalen"

    behandelt

    Saskia Sassen, Die Macht des Digitalen: Ambivalenzen des Internet

    http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2011/februar/die-macht-des-digitalen-ambivalenzen-des-internet

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